Gesellschaft
Messer-Angriff im Bus: Muslimische Frauen verhindern Katastrophe
Die Tat weckt Erinnerungen: Nur eine Woche nach dem mutmaßlichen Terroranschlag von Solingen sticht in Siegen eine Frau mit einem Messer auf Menschen ein. Muslimische Frauen verhinderten dem Vernehmen nach Schlimmeres.
Wieder ein Stadtfest, wieder trifft es Menschen, die friedlich feiern wollen: Genau eine Woche nach dem mutmaßlichen Terroranschlag beim Stadtfest in Solingen ist es in Nordrhein-Westfalen rund um Feierlichkeiten in Siegen erneut zu einem Messerangriff gekommen. Sechs Menschen wurden dabei am Freitag verletzt, als eine Frau in einem Bus auf Fahrgäste einstach. Drei von ihnen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Auch wenn das Stadtfest fortgesetzt wurde, blieb ein mulmiges Gefühl.
„Junge Menschen, in ausgelassener Stimmung, auf dem Weg zu einem Fest, werden ganz unvermittelt zu Opfern. Die Vorstellung, einem solchen Angriff in einem Bus ausgesetzt zu sein, lässt einen erschaudern“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst am Samstag. Landesinnenminister Herbert Reul (beide CDU) kündigte vor Ort an, zu prüfen, ob zukünftig bei großen Festen Taschenkontrollen möglich seien.
Drei muslimische Frauen als Heldinnen?
Eine Deutsche hatte am Freitagabend in einem Shuttle-Bus zum Stadtfest plötzlich mit einem Messer auf Menschen eingestochen. Nach Angaben der Polizei waren über 40 Erwachsene in dem Fahrzeug, darunter mindestens zwei Kinder. Die 32-Jährige sei polizeibekannt. Nach dpa-Informationen gibt es Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Frau. Gegen sie wurde am Samstag wegen eines versuchten Tötungsdelikts ein Untersuchungshaftbefehl erlassen.
Nach einem Bericht der „Siegener Zeitung“ sollen es drei muslimische Frauen gewesen sein, die nach dem Angriff im Bus die mutmaßliche Täterin überwältigten und festhielten, bevor sie weitere Menschen attackieren konnte. Ein Sprecher der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd sagte der Zeitung, der Fahrer habe geistesgegenwärtig reagiert, den Bus sofort nach dem ersten Tumult im Fahrzeug zum Stehen gebracht und alle Türen geöffnet. Das habe den Fahrgästen eine schnelle Flucht ermöglicht.
NRW-Innenminister Reul: Eine riesige Geschichte
Verantwortung zu übernehmen, wie es die Menschen im Bus getan hätten, sei, genau wie die Gemeinsamkeit und der Zusammenhalt, ein „Schlüssel für vieles“, würdigte NRW-Innenminister Herbert Reul. Der Minister sprach von einer „riesigen Geschichte“: „Wenn ich mitkriege, dass es Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund waren, finde ich, das kann ja auch ein bisschen stolz machen“, so der Innenminister weiter. „Es gibt unheimlich viele aufmerksame, kluge Bürgerinnen und Bürger. Diese Gesellschaft ist viel stärker, als wir glauben.“
dpa/dtj