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Politik

Superpanzer oder Mogelpackung? Türkei startet Serienproduktion des „Altay“

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Türkische Militärtechnologie auf der Überholspur
Der türkische Kampfpanzer Altay bei seiner Ersteinführung 2013. Foto: dpa
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Die Türkei hat offiziell mit der Produktion ihres ersten heimischen Kampfpanzers „Altay“ begonnen. Trotz dieser Ankündigung gibt es jedoch erhebliche Zweifel an der tatsächlichen Umsetzung und der Eigenständigkeit des Projekts.

Die Türkei hat die Serienproduktion ihres ersten inländischen Kampfpanzers „Altay“ begonnen, wie Haluk Görgun, Präsident der der staatlichen türkischen Verteidigungsagentur, bestätigte. „Es gibt Länder, die international mit uns zusammenarbeiten wollen, und wir setzen unsere Verhandlungen mit ihnen fort“, erklärte er gegenüber im staatlichen Sender TRT.

Der „Altay“ soll laut Görgun mit neuester Technologie ausgestattet sein. „Digitale Technologien sind zunehmend in den Altay integriert, was eine präzisere und schnellere Erkennung, Ausrichtung und Bekämpfung feindlicher Elemente ermöglicht“, betonte er. Das türkische Unternehmen BMC wurde mit der Produktion beauftragt.

Zweifel an der „Nationalität“ des Altay

Allerdings bestehen Zweifel daran, dass der Altay tatsächlich ein „nationaler“ Panzer ist. Sicherheitsexperte Özge Kılınç erklärte gegenüber „Ippen Media“, dass der Altay im Wesentlichen eine modifizierte Version des südkoreanischen K2 (Black Panther) sei. „Türkisch ist praktisch nur die Software. Getriebe und Motor sind vorerst aus Deutschland, wobei die Türkei auf eine Lösung mit einem 1.500 PS Dieselmotor aus Südkorea hofft“, sagte Kılınç.

Zudem bestehen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Technologietransfer des deutschen Getriebeherstellers Renk. „Die Kanone, der Motor, das Getriebe und die Panzerung des Altay können nicht als ‚Made in Türkiye‘ bezeichnet werden, sondern höchstens als ein ‚Montageprodukt mit türkischem Feuerleitsystem von Aselsan'“, erklärte Kılınç weiter.

Produktionsherausforderungen und politische Verflechtungen

Auch die Produktionskapazitäten in der Türkei werden infrage gestellt. „Die Türkei verfügt über keine entsprechenden Produktionsstätten für Panzer. Es gibt lediglich eine Einrichtung für die Montage und Modernisierung von Panzern“, konstatiert Kılınç. Es werde daher erwartet, dass fertige Bauteile aus Korea importiert und in der Türkei zusammengebaut werden.

Türkei stellt Panzer Altay vor

Der Auftrag zur Produktion des Altay wurde 2018 dem Unternehmen BMC erteilt, das teilweise im Besitz des damaligen AKP-Vorstandskollegen Ethem Sancak war. Diese Entscheidung, sagen Kritiker:innen, offenbart die politischen Verflechtungen innerhalb der türkischen Verteidigungsindustrie.

Erdoğans Prestigeobjekt – abhängig von deutscher Technologie?

Überdies stellt die Abhängigkeit von deutscher Technologie eine Herausforderung dar. Selbst der südkoreanische K2-Panzer benötigte anfangs MTU-Motoren und Getriebe von Renk. Es gab schlichtweg keine nationalen Alternativen. Und die Abhängigkeit scheint weiterhin zu bestehen. Der Altay ist für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ein ebenso wichtiges Prestigeprojekt wie das nationale Kampfflugzeug „Kaan“.

Diese Projekte stärken insbesondere seine Unterstützung unter nationalistischen Anhängern. Im April 2023 wurde der Altay zu Testzwecken an die türkischen Streitkräfte übergeben. Erdoğan lobte den Panzer bei der Zeremonie als „jenseits der dritten Generation“. Dennoch bleibt fraglich, ob die Serienproduktion des Altay in der Türkei tatsächlich erfolgreich sein wird.