Tod von Sırrı Süreyya Önder und Angriff auf CHP-Chef erschüttern Türkei

Sırrı Süreyya Önder ist tot. Der beliebte türkische Politiker verstarb am Samstag nach Wochen der gesundheitlichen Ungewissheit. Bei einer Gedenkveranstaltung für ihn kam es dann zu einem tätlichen Zwischenfall.
Der prominente Politiker Sırrı Süreyya Önder ist im Alter von 62 Jahren in Istanbul verstorben. Önder, bekannt für seine Rolle als Vermittler in den Friedensgesprächen zwischen der türkischen Regierung und der Terrororganisation PKK, war auch als Regisseur, Drehbuchautor und Journalist tätig. Er war am 15. April nach einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden und erlag 18 Tage später einem Multiorganversagen. Bereits letzte Woche hatten die Ärzte mitgeteilt, dass sein Gesundheitszustand sich verschlechtert habe und es eigentlich ein Wunder sei, dass er noch lebe.
Besonders die abschließenden Worte seiner Tochter Ceren Önder Kandemir berührten die Menschen. „Lieber Vater, alle Farben des Lebens sind verschwunden, das Leben, das ich kenne, ist vorbei. Ein neues Leben beginnt. Voller erschreckender Ungewissheit. Seit ich denken kann, hatte ich immer Angst, dich eines Tages zu verlieren“, sagte sie auf der Trauerfeier für ihren Vater.
Sorge um Sırrı Süreyya Önder: Beliebter türkischer Politiker weiter in Lebensgefahr
Özel bekommt Faustschlag ab
Einen Tag nach Önders Tod wurde der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei (CHP), Özgür Özel, bei einer Gedenkveranstaltung für Önder von einem 66-jährigen Mann angegriffen. Der Angreifer, der 2004 wegen der Tötung seiner eigenen Kinder verurteilt worden war und 2020 auf Bewährung freikam, schlug Özel mit der Faust ins Gesicht. Özel blieb unverletzt, der Täter wurde noch am selben Tag festgenommen.
Laut der Zeitung Cumhuriyet sagte der Täter aus, er habe den Angriff nicht geplant. Der Nachrichtenagentur DHA zufolge gab er auch zu Protokoll, seit langem sauer auf die Partei zu sein, weil diese seinen Antrag auf eine Essenskarte mit der Begründung abgelehnt habe, er sei kein Parteimitglied.
Proteste wegen İmamoğlu-Verhaftung halten an
Diese Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die angespannte politische Lage in der Türkei, die seit der Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem İmamoğlu am 19. März von landesweiten Protesten geprägt ist. Die Demonstrationen richten sich hauptsächlich gegen die Instrumentalisierung der Justiz und fordern unter anderem Meinungsfreiheit, soziale Gerechtigkeit und den Rücktritt der aktuellen Regierung.
Der Tod von Önder und der Angriff auf Özel haben die politische Landschaft der Türkei jedenfalls weiter destabilisiert und die Sicherheitsbedenken für Oppositionspolitiker verstärkt. Wie es nun mit den Friedensgesprächen mit der PKK weitergeht, ist offen.