Politik

Trump lobt Erdoğan und bietet Vermittlung zwischen Israel und Türkei an

  • April 10, 2025
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Trump lobt Erdoğan und bietet Vermittlung zwischen Israel und Türkei an

Inmitten wachsender Spannungen zwischen Ankara und Jerusalem hebt Donald Trump die strategische Rolle der Türkei in Syrien hervor und zeigt sich als möglicher Vermittler zwischen den ehemaligen Verbündeten Türkei und Israel. Die militärische Präsenz der Türkei in Syrien und historische Verwerfungen belasten das Verhältnis beider Länder zunehmend.

US-Präsident Donald Trump hat im Weißen Haus den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan als „sehr klug“ bezeichnet und seine guten Beziehungen zu ihm unterstrichen. Anlass war ein Gespräch zwischen ihm und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, der am Montag zu einem Staatsbesuch in den USA eingetroffen war.

Trump deutete an, dass er zwischen der Türkei und Israel vermitteln könne. In den vergangenen Tagen drohten die Spannungen zwischen der Regierung in Ankara und dem jüdischen Staat zu eskalieren. In Syrien hatten im Dezember die Rebellen von Haiʾat Tahrir asch-Scham (HTS) die Macht übernommen. Die Gruppierung, die ihre Wurzeln in der terroristischen Al-Kaida im Irak hatte, versucht sich seit dem Sturz des Langzeitherrschers Baschar al-Assad der Welt als moderat zu präsentieren.

Israel will militärische Kapazitäten in Syrien zerstören

Seit dem Machtwechsel in Damaskus hatte Israels Luftwaffe jedoch systematisch Bestände der vormaligen syrischen Armee angegriffen. Das Kabinett in Jerusalem begründete das kritisierte Vorgehen damit, dass man verhindern wolle, dass Waffen und militärisches Gerät in „falsche Hände“ gerieten.

Zuletzt hatte es jedoch Berichte in regierungsnahen Publikationen gegeben, wonach die Türkei plane, die Luftwaffenstützpunkte in Hama und Palmyra zu übernehmen. Dort sollen bewaffnete Drohnen und Luftabwehrsysteme stationiert werden. Türkische Ingenieurteams haben Berichten von Reuters und dem der Muslimbruderschaft nahestehenden Portal „Middle East Eye“ zufolge die Stützpunkte bereits inspiziert.

Bis dato hatte die Türkei zwar im Norden Syriens Militäroperationen gegen kurdische Gruppierungen durchgeführt und die militärische Kontrolle über die Provinz Idlib gemäß dem Astana-Abkommen ausgeübt. Die Regierung in Ankara hat es dabei jedoch vermieden, über Gebühr türkische Militärkräfte direkt in das Krisengebiet zu verlegen. Stattdessen stützte man sich vorrangig auf protürkische Rebellengruppen.

Trump betrachtet Rebellen in Damaskus als „türkische Proxys“

Je stärker die militärische Präsenz der Türkei in Syrien jedoch wird, umso größer wird die Gefahr einer direkten Konfrontation mit Israel. US-Präsident Trump möchte nun offenbar sein politisches Gewicht in die Waagschale werfen, um ein solches Szenario zu verhindern. In Anwesenheit Netanjahus gratulierte er Erdoğan zu dessen „Erfolg“ in Syrien.

Es sei Erdoğan gelungen, „was niemand in 2.000 Jahren geschafft hat, nämlich Syrien zu übernehmen“. Die dschihadistischen Rebellen, die in Damaskus das Ruder übernommen hatten, ordnete der US-Präsident als „türkische Proxys“ ein.

Zugleich ermahnte er Netanjahu, den Regierungschef des weltweit engsten Verbündeten der USA. Jedes Problem, das dieser mit der Türkei habe, lasse sich lösen, so Trump, „solange du vernünftig bist, und du musst vernünftig sein“.

„One Minute“-Auftritt in Davos leitete Kehrtwende ein

Bis in die Ära Erdoğan waren auch Israel und die Türkei enge Verbündete. Die Regierung in Ankara hatte am 28. März 1949 als 40. Staat insgesamt und als erster Staat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit den jüdischen Staat anerkannt. Beide Staaten pflegten eine enge politische, wirtschaftliche und militärische Partnerschaft. Israels Geheimdienst soll 1999 einen entscheidenden Tipp zur Festnahme von PKK-Führer Abdullah Öcalan in Kenia gegeben haben.

Gegen Ende der 2000er Jahre ging Erdoğan jedoch auf Konfrontationskurs. Unter dem Eindruck einer israelischen Militäroperation gegen die terroristische Hamas in Gaza nutzte er das Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos für seinen „One Minute“-Auftritt. Dabei warf er Israels Präsident Shimon Peres eine „barbarische Kriegsführung“ vor und die Verantwortung für „totgeschossene Kinder am Strand“. Wenige Monate später organisierte die Hamas-nahe Organisation IHH die „Gaza Flottilla“. Der Versuch, die Seeblockade zu durchbrechen, endete mit einer Erstürmung des Schiffes durch israelische Sicherheitskräfte und neun toten Besatzungsmitgliedern.

Von dieser Zeit an inszenierte Erdoğan sich regelmäßig als „Beschützer der Palästinenser“. Zwar kam es phasenweise wieder zu Annäherungen an Israel. Sobald es zu Eskalationen im Konflikt zwischen dem jüdischen Staat und Gaza kam, positionierten sich Erdoğan und die regierungsnahe Presse als besondere Scharfmacher. Dabei nahm die Führung in Ankara auch eine massive Zunahme antisemitischer Stimmungen in der eigenen Bevölkerung und der türkischen Diaspora in Kauf. Im Jahr 2014 skandierten Teilnehmer einer von der DITIB organisierten Demonstration Parolen wie „Juden ins Gas“.

Trump und Erdoğan gerieten 2018 wegen eines Pastors aneinander

Nachdem es im Jahr 2022 zunächst wieder zu einer Normalisierung im türkisch-israelischen Verhältnis gekommen war, brach die türkische Regierung im Mai 2024 die Handelsbeziehungen im Zuge des Krieges in Gaza vollständig ab. Kritiker zweifeln das jedoch an und behaupten, dass beide Länder inoffiziell weiter Handel treiben.

Für Trump, in dessen erster Amtszeit die Abraham Accords zwischen Israel und mehreren arabischen Staaten geschlossen wurden, geht es darum, eine flächendeckende Eskalation im Nahen Osten zu vermeiden. Konfliktfrei war sein Verhältnis zu Erdoğan nicht immer. Im Jahr 2018 erzwang Trump durch Strafzölle die Freilassung des in der Türkei inhaftierten US-amerikanischen Pastors Andrew Brunson.

Die türkische Regierung hatte diesen zuvor des „Terrorismus“ verdächtigt und ihn der Verbindungen zur PKK und zur Gülen-Bewegung beschuldigt. Als „Beweis“ präsentierte man unter anderem ein iPhone-Video, das Brunson an seine Tochter geschickt hatte. Darin aß er das levantinische Reisgericht „Maklube“. Dessen Verzehr sei, so das Narrativ, ein weit verbreitetes Ritual in den „Lichthäusern“ der Bewegung.

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