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Sport

Türkei bei Olympia erstmals seit 40 Jahren ohne Gold – Minister sauer

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Buse Naz Çakıroğlu und Taha Akgül tragen die türkische Flagge während der Abschlusszeremonie der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Foto: Türkiye Milli Olimpiyat Komitesi
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Es hatte sich in den letzten Tagen abgezeichnet: Erstmals seit vier Jahrzehnten schließt die Türkei eine Olympiade ohne  eine einzige Goldmedaille ab. Trotz guter Einzelleistungen von Athleten wie Taha Akgül und Nafia Kuş blieb der ersehnte Triumph aus. Der türkische Jugend- und Sportminister hat bereits einen Sündenbock gefunden.

Die Olympischen Sommerspiele in Paris sind seit Sonntagnachmittag zu Ende. Die Bilanz der Türkei ist dabei mindestens ernüchternd, wenn nicht enttäuschend. Erstmals seit 40 Jahren kehrt die Delegation ohne eine einzige Goldmedaille nach Hause zurück. Mit nur drei Silber- und fünf Bronzemedaillen belegte die Türkei in der Gesamtwertung den 64. Platz. Immerhin führt die Türkei die „Liste“ jener Länder an, die nur Silber oder Bronze geholt haben. Unter ihnen schnitt das Land mit den acht erwähnten Medaillen am besten ab. Dennoch war und kann das nicht der Anspruch eines Landes mit einer Bevölkerung von rund 85 Millionen Menschen sein.

Besonders bitter ist dieser Rückschlag auch, weil sich die Erwartungen vor den Spielen auf ein erfolgreicheres Abschneiden gerichtet hatten. Sportarten wie Ringen, Boxen und Taekwondo, in denen die Türkei traditionell stark ist, konnten nicht die erhofften goldenen Erfolge liefern. Stattdessen mussten sich Athleten wie die Boxerinnen Buse Naz Çakıroğlu und Hatice Akbaş sowie die Schützen Yusuf Dikeç und Şevval İlayda Tarhan jeweils mit Silber begnügen. Trotzdem stechen einige Leistungen heraus, die einen genaueren Blick verdienen.

Taha Akgül: Keine Krönung zum Karriereende

Taha Akgül, der im Ringen zu den beständigsten und erfolgreichsten Athleten der Türkei gehört, konnte in Paris nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Der 33-jährige Ringer, der in Rio 2016 Gold und in Tokio 2021 Silber gewonnen hatte, sicherte sich in Paris lediglich die Bronzemedaille im Freistilringen in der Gewichtsklasse bis 125 Kilogramm. In seinem letzten Kampf besiegte er den Kirgisen Ayaal Lazarev deutlich mit 7:0, bevor er symbolisch seine Schuhe auf der Matte zurückließ – ein traditionelles Zeichen für das Ende einer Karriere. Akgüls Abschied ohne Gold war für viele ein Sinnbild für die schwierige olympische Reise der Türkei in diesem Jahr.

Nafia Kuş: Ein Lichtblick im Taekwondo

Eine der wenigen Erfolgsgeschichten war die von Nafia Kuş, die im Taekwondo in der Gewichtsklasse über 67 Kilogramm die Bronzemedaille gewann. Kuş, die in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt hatte, dass sie zur Weltspitze gehören kann, besiegte im Kampf um Platz drei die Britin Rebecca McGowan mit 2:1. Dieser Sieg brachte der Türkei eine von insgesamt fünf Bronzemedaillen und sorgte für einen kleinen Hoffnungsschimmer in einem ansonsten enttäuschenden Turnierverlauf.

Weitere Medaillen: Boxerinnen und Schützen stark

Auch in anderen Disziplinen gab es gute Leistungen. Im Frauenboxen sorgten Buse Naz Çakıroğlu und Hatice Akbaş für die beiden Silbermedaillen der Türkei. Çakıroğlu, die in der Gewichtsklasse bis 50 Kilogramm antrat, musste sich im Finale der Chinesin Yu Wu geschlagen geben. Akbaş, die in der 54-Kilogramm-Klasse kämpfte, verlor ebenfalls ihr Finale, zeigte jedoch insgesamt eine starke Leistung und bestätigte damit den hohen Stellenwert des Frauenboxens in der Türkei.

Im Schießen sorgten Yusuf Dikeç und Şevval İlayda Tarhan im Wettbewerb der 10-Meter-Luftpistole im Mixed-Wettbewerb für eine weitere Silbermedaille. Das Duo erreichte das Finale und unterlag dort nur knapp den Serben, was der Türkei die erste olympische Medaille im Schießen überhaupt einbrachte. Dikeç wurde mit seinem lässigen Auftritt darüber hinaus zu einer Stilikone dieser Olympiade, an die man sich noch in einigen Jahren und Jahrzehnten erinnern dürfte.

Mete Gazoz und das Bogenschießteam: Nur Bronze für den Titelverteidiger

Der Bogenschütze Mete Gazoz, der bei den Olympischen Spielen in Tokio noch Gold gewonnen hatte, musste sich diesmal mit Bronze begnügen. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Ulaş Berkim Tümer und Abdullah Yıldırmış erreichte Gazoz das Halbfinale im Mannschaftswettbewerb, wo sie den späteren Siegern aus Südkorea unterlagen. Im Kampf um die Bronzemedaille konnte das türkische Trio jedoch die Niederlande besiegen und sich so zumindest einen Platz auf dem Podium sichern.

Volleyballerinnen stark, aber nicht so stark wie zuletzt

Große Hoffnungen setzten die türkischen Fans auch in das Frauenvolleyball-Team, nicht zuletzt aufgrund deren starken Leistungen bei der EM im vergangenen Jahr und der Nations League. Doch auch aufgrund von Verletzungen erreichte die Mannschaft von Daniele Santarelli nicht ihr bestes Niveau und musste sich mit einem vierten Platz begnügen.

Sportminister: „Verbände werden Rechenschaft ablegen“

Das schwache Abschneiden von „Team Türkiye“ kommt derweil in der Politik nicht gut an. Der für den Sport zuständige Minister Osman Aşkın Bak verfolgte den Großteil der Olympischen Spiele live vor Ort und erklärte am Montag, dass die Politik alle teilnehmenden Verbände finanziell und logistisch unterstützt habe, diese aber nicht die vorhandenen Möglichkeiten ausgereizt hätten. „Sie werden Rechenschaft ablegen“, schimpfte Bak.