Panorama
Verdacht der Gruppenvergewaltigung auf Mallorca: Riesen-Diskussion um „Passdeutsche“
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Wegen einer möglichen Gruppenvergewaltigung am Ballermann auf Mallorca hat die spanische Polizei sechs junge Urlauber aus Deutschland festgenommen. Zumindest einigen von ihnen werde die Vergewaltigung einer 18 Jahre alten deutschen Touristin vorgeworfen, sagte ein Polizeisprecher am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Die spanische Zeitung „Última Hora“ berichtete, die Polizei habe auf Handys der Festgenommenen Videos von der Vergewaltigung gefunden. Am Samstag sollten die fünf Deutschen und ein in Deutschland geborener Türke einem Haftrichter vorgeführt werden. Sollte Untersuchungshaft angeordnet werden, könnten die sechs Urlauber wochenlang im Gefängnis bleiben, bei einer eventuellen späteren Verurteilung wegen Vergewaltigung auch mehrere Jahre.
Erst im Mai vergangenen Jahres waren zwei Deutsche wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung einer Deutschen am Ballermann in Untersuchungshaft genommen worden. Nicht nur in Reaktion darauf war in Spanien in der Folge das Sexualstrafrecht massiv verschärft worden.
Unterschiedliche Angaben zum Tathergang
Zum bisher bekannten Tathergang teilte die Polizei mit, einer der sechs Männer habe in der Nacht auf Donnerstag in der Partyhochburg am Ballermann eine Deutsche kennengelernt. Beide hätten einvernehmlichen Sex in einem Hotelzimmer gehabt. Später sei die Frau von einigen der fünf deutschen Freunde des Mannes vergewaltigt worden. Die Frau habe schließlich fliehen können und mit Hilfe des Hotel-Rezeptionisten die Polizei alarmiert, die die fünf Männer am Donnerstagmorgen um 3.40 Uhr festnahmen.
„Última Hora“ berichtete jedoch unter Berufung auf Ermittlungskreise, die Frau sei zunächst freiwillig mit in das Hotel des Mannes gegangen, wo sie jedoch abgewiesen wurde, weil sie kein Gast war. Daraufhin sei der Mann mit ihr in ein benachbartes Hotel gegangen, wo Freunde von ihm wohnten. Als diese später kamen, habe die Frau einvernehmlich Sex mit zwei weiteren Männern gehabt, die anderen drei aber abwiesen. Daraufhin sei sie vergewaltigt worden.
Deutsche, Türken – oder gar Kurden?
Woher in Deutschland die Festgenommenen und das Opfer stammen, war zunächst unbekannt. Auf Twitter kursieren Berichte, wonach es sich bei den fünf Deutschen um eingebürgerte Türken handele. Auch einige Namen sind im Umlauf, was als Beweis dafür angeführt wird und „Türken“ auf der Plattform trenden lässt. Einige User sprechen davon, dass der „wahre Hintergrund“ der Tatverdächtigen in Deutschen Medien verschwiegen werde und es sich eigentlich um „Passdeutsche“ handele. Ein Begriff, den vor allem rechte Kreise und die AfD nutzen, um Eingebürgerte zu diskreditieren.
Almanya’da iki gündür „Türken/Türkler“ tartışması var. Sebebi de Mallorca’da yaşları 21-23 olan beş erkegin 18 yaşında bir kıza topluca tecavüz etme suçuyla tutuklanması. Almanca gazeteler önce „beş Alman“ diye yazdı. İspanyol bir gazete „Türkiye kökenli Almanlar“ diye yazınca+
— elmas topcu (@TopcuElmas) July 16, 2023
Mehr noch: Da zwei der Tatverdächtigen Azad und Baran heißen sollen, wehren sich nun türkischstämmige User dagegen, dass es sich um Türken handele. Sie suggerieren offenbar, dass das Namen sind, die eher unter Kurden vergeben werden. Die Diskussion wirft erneut die Frage auf, ob Medien bei Straftaten die Nationalität nennen sollte oder nicht. Eine Handhabung, mit der alle einverstanden sind, wurde bis jetzt nicht gefunden. Oft lenkt diese Diskussion dann von der Tat an sich ab und führt zu einer Hysterie in den sozialen Medien, die schließlich auch die Diskussionen in der Medienlandschaft und damit auch der Öffentlichkeit mitbestimmt.
dtj/dpa