Wegen der Türkei: Israel vertieft Bündnis mit Griechenland und Zypern
„Gemeinsam verteidigen wir nicht nur unsere eigenen Nationen, sondern auch lebenswichtige Seewege und kritische Infrastrukturen, auf die die Weltwirtschaft angewiesen ist“, so Netanjahu.
Neue regionale Konstellationen im östlichen Mittelmeer
Der Besuch fällt in eine Phase, in der sich die Sicherheits- und Kooperationsarchitektur im östlichen Mittelmeer neu ordnet. Vor dem Hintergrund der zunehmend feindseligen Haltung der Türkei gegenüber Israel rückt der jüdische Staat enger an seine Partner Griechenland und Zypern heran. Beide Länder gelten als Rivalen Ankaras im Mittelmeerraum.
Netanjahu betonte, man suche nicht die Konfrontation, „im Gegenteil, wir streben nach Stabilität, Wohlstand und Frieden“. Er sprach von einer Koalition für maritime Sicherheit und sagte, er hoffe, dass diese nicht auf die Probe gestellt werde.
Die Armeen der drei Länder halten häufig gemeinsame Übungen ab, im September hatte Zypern das in Israel gekaufte Luftabwehrsystem Barak aufgestellt. In der Türkei kam der Gipfel wenig überraschend nicht gut an, eine regierungsnahe Zeitung schrieb, dass Israel nun die größte regionale Bedrohung für die Türkei sei.
Diskussion über gemeinsame Eingreiftruppe
Medienberichten zufolge wird auch die Schaffung einer gemeinsamen schnellen Eingreiftruppe mit insgesamt 2.500 Soldaten erwogen. Vorgesehen sind demnach 1.000 Soldaten aus Griechenland, 1.000 aus Israel und 500 aus Zypern. Zypern soll eine zentrale Rolle als Knotenpunkt für Einsatz und Unterstützung spielen. Der Truppe könnten Schiffe, Luftfahrzeuge und Infrastrukturen in Zypern, auf einer griechischen Insel sowie in Israel zur Verfügung stehen, ebenso je eine Staffel der griechischen und der israelischen Luftwaffe. Ob sich diese Pläne umsetzen lassen, ist offen.
Für Zypern ist insbesondere die maritime Dimension wichtig, vor allem mit Blick auf den Schutz von Energiepipelines, Kabeln und kritischer maritimer Infrastruktur. Vorgesehen ist der Einsatz griechischer und israelischer Boote sowie U-Boote. Mitsotakis erklärte bei der Pressekonferenz: „Wir sind nun in eine neue geopolitische Phase eingetreten.“ Dies bringe erhebliche Risiken mit sich, aber auch ein Gelegenheitsfenster, „um eine regionale Sicherheitsarchitektur zu gestalten, die Frieden und Wohlstand ermöglichen kann“.
Griechenland bereit zu Hilfe im Gazastreifen
Vor seinem Besuch in Israel hatte der griechische Ministerpräsident auch den palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas in Ramallah getroffen. Griechenland hält an seiner Position fest, dass eine Lösung des Nahostkonflikts nur auf Grundlage einer Zweistaatenlösung erreicht werden kann. Zudem prüft Athen eine Beteiligung am Wiederaufbau des Gazastreifens sowie an einer internationalen Stabilisierungstruppe, die dort eingesetzt werden soll.
dpa/dtj



