YouTuber Holle21614 eröffnet Dönerladen – und entfacht eine alte Debatte

Döner ist ein weltweit beliebtes Gericht. Nun geht ein YouTuber mit seinem eigenen Label viral: Honest Kebab. Quelle: Shutterstock
In Hamburg hat ein neues Dönergeschäft eröffnet – begleitet von viel medialem Aufsehen. Der YouTuber Holger Schweitering, bekannt als „Holle21614“, wagt mit seinem Laden „Honest Döner“ den Schritt vom Social-Media-Star zum Gastronom. Neben seiner beachtlichen Reichweite von über 400.000 Abonnenten auf YouTube sorgt vor allem eine spektakuläre Marketingaktion für Gesprächsstoff: Döner für einen Cent – zumindest zur Eröffnung.
Diese Aktion erinnert stark an das Konzept der Franchise-Kette „Haus des Döners“, die mit über 100 Filialen bundesweit einen beachtlichen Erfolg erzielt hat. Auch dort wurde mit 1-Cent-Aktionen gearbeitet – ein Markenzeichen, das mittlerweile als Alleinstellungsmerkmal der Kette gilt. Dass „Honest Döner“ mit einer ähnlichen Taktik startet, wirft Fragen auf: Ist das wirklich so „honest“, wie der Markenname nahelegt?
Premium-Fleisch und Premium-Versprechen
Trotz der Ähnlichkeit zur Konkurrenz lockte die Aktion eine rekordverdächtige Menschenmenge an. Gastro-Experte Kemal Üres, der selbst vor Ort war, spricht in einem Video von einer mehr als einen Kilometer langen Schlange. Im regulären Betrieb, der im Foodcourt Ballindamm stattfindet, setzt „Honest Döner“ laut eigenen Angaben auf „Premiumqualität ohne Kompromisse“ – Rindfleisch von Weidetieren, keine Geschmacksverstärker, keine Konservierungsstoffe.
Doch auch dieses Versprechen ist nicht neu. In den letzten Jahren haben sich sogenannte „Steak-Döner“ in vielen deutschen Städten etabliert – mit hochwertigem, frisch geschichtetem Fleisch direkt vom Grill. Es handelt sich also längst um einen Qualitätsstandard, den andere Anbieter bereits setzen. Dass Schweitering nun den „ehrlichsten Premium-Döner Deutschlands“ ankündigt, wirkt daher – bei aller Leidenschaft – überheblich. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er als bekannter Döner-Tester die Vielfalt des Marktes kennen dürfte.
Döner: Türkisch, Deutsch oder global?
Die Diskussion um „Honest Döner“ lenkt den Blick auf ein wiederkehrendes Streitthema: Wem gehört der Döner eigentlich? Ist er türkisches Kulturgut oder deutsches Erfolgsrezept?
Seine Wurzeln hat der Döner im Osmanischen Reich, insbesondere in Anatolien. Dort wurde bereits im 19. Jahrhundert Fleisch vertikal am Drehspieß gegrillt – eine Technik, die dem heutigen Döner-Kebab sehr ähnelt. Doch auch in Griechenland (Gyros), im Nahen Osten (Schawarma) oder auf dem Balkan finden sich verwandte Formen.
Der klassische Döner im Fladenbrot, wie er heute in deutschen Innenstädten verkauft wird – mit Salat, Soße und häufig Pommes – ist jedoch eine deutsche Erfindung. Anfang der 1970er Jahre soll Kadir Nurman ihn in Berlin populär gemacht haben, um Berufstätigen eine schnelle und sättigende Mahlzeit anzubieten. Heute gilt der Döner als Paradebeispiel erfolgreicher kulinarischer Integration – und als eines der meistverkauften Fast-Food-Produkte des Landes.
Wenn ein Deutscher den „besten Döner“ machen will
Angesichts dieser Geschichte stellt sich die Frage: Wie wirkt es, wenn ein deutscher YouTuber erklärt, den besten Döner Deutschlands zu machen? Was bedeutet es, wenn ein Gericht mit migrantischen Wurzeln neu interpretiert – oder besser: neu vermarktet – wird?
Ist das kulturelle Aneignung, kreative Weiterentwicklung oder einfach Unternehmergeist? Die Antwort ist so vielschichtig wie der Döner selbst. Klar ist: Wer in Deutschland einen Dönerladen eröffnet, bewegt sich nicht nur im gastronomischen Wettbewerb, sondern auch in einem kulturell sensiblen Raum.
Vielleicht liegt genau darin der Reiz dieser Eröffnung: Dass ein Gericht wie der Döner Fragen aufwirft – nach Herkunft, Authentizität und der Freiheit, Traditionen weiterzudenken. Was bleibt, ist die Einladung zur Debatte. Und vielleicht ein sehr guter Döner.