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Zypern rüstet auf: Israelisches Abwehrsystem sorgt für Zündstoff mit der Türkei

  • September 27, 2025
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Zypern rüstet auf: Israelisches Abwehrsystem sorgt für Zündstoff mit der Türkei

Zypern verstärkt seine Luftabwehr mit einem israelischen Barak-MX-System – und entfacht damit neue Spannungen im östlichen Mittelmeer. Ankara sieht sich überwacht und warnt vor „gefährlichen Folgen“. Ein alter Konflikt gewinnt brisant an Aktualität.

Die Mittelmeerinsel Zypern wird erneut zum Schauplatz geopolitischer Spannungen. Nach jahrelangen Verhandlungen hat die Regierung in Nikosia kürzlich ein modernes Luftverteidigungssystem aus Israel in Betrieb genommen. Das Barak-MX-System soll nach offiziellen Angaben bis Ende des Jahres vollständig einsatzbereit sein – und sorgt schon jetzt für scharfe Reaktionen in Ankara.

Im Mittelpunkt der Kontroverse steht weniger die Rakete selbst, deren Reichweite rund 150 Kilometer beträgt, sondern das leistungsstarke Radar. Es erfasst Flug- und Schiffsbewegungen in einem Umkreis von bis zu 460 Kilometern und könnte damit große Teile der Südtürkei überwachen. Militäranalysten halten es für wahrscheinlich, dass auch Israel Zugriff auf diese Daten erhält. Kritiker sprechen deshalb von einem „strategischen Auge“ im östlichen Mittelmeer.

Alte Teilung – neue Fronten

Und es gibt eine Vorgeschichte: Denn die Spannungen knüpfen an einen seit Jahrzehnten ungelösten Konflikt an: 1974 besetzte die Türkei den Norden der Insel nach einem Putschversuch gegen die damalige Regierung. Die dort ausgerufene Türkische Republik Nordzypern wird bis heute nur von Ankara anerkannt. Rund 35.000 türkische Soldaten sind dort stationiert, und zuletzt wurden Pläne bekannt, dieses Kontingent deutlich aufzustocken – auf bis zu 100.000 Soldaten.

Das türkische Verteidigungsministerium verurteilt die neue Raketenstationierung als „Gefahr für das fragile Gleichgewicht“ und droht mit Konsequenzen. Zyperns Verteidigungsminister Vasilis Palmas weist die Vorwürfe zurück: Solange der Norden der Insel besetzt sei, müsse die Republik Zypern ihre Verteidigung ausbauen.

Nahostkonflikt als zusätzlicher Treibstoff

Die diplomatische Lage wird zusätzlich durch den Nahostkonflikt belastet. Präsident Recep Tayyip Erdoğan bezeichnet Israel immer wieder als „Terrorstaat“ und attackiert Ministerpräsident Benjamin Netanjahu persönlich. Gleichzeitig duldet Ankara das Wirken führender Hamas-Mitglieder auf türkischem Boden. Nach dem israelischen Schlag gegen Hamas-Führer in Katar wuchs in der Türkei die Sorge, dass künftig auch eigene Stützpunkte ins Visier geraten könnten.

Erdoğan über Zypern: „Findet euch mit den Realitäten ab“

Die aktuelle Entwicklung ruft Erinnerungen an 1997 wach. Damals wollte Zypern russische S-300-Raketen installieren, woraufhin die Türkei mit der Zerstörung der Anlagen drohte. Unter internationalem Druck wurden die Systeme schließlich nach Kreta verlegt. Fachleute sehen das Barak MX jedoch als deutlich moderner und strategisch brisanter an.

Auch Griechenland erwägt nach Medienberichten den Aufbau einer Barak-basierten Luftabwehr. Sollte Athen diesen Plan umsetzen, könnten die israelischen Radaranlagen künftig weite Teile des türkischen Westens abdecken. Damit droht aus einem regional begrenzten Streit ein großräumiges sicherheitspolitisches Risiko zu werden – und Zypern rückt erneut ins Zentrum des Machtkampfs im östlichen Mittelmeer.

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Stefan Kreitewolf