Wirtschaft
Lira-Krise in der Türkei: Die Märkte bleiben misstrauisch

Komplizierter Kampf gegen die Inflation: Trotz neuer Zentralbankchefin und Zinswende kommt die türkische Wirtschaft nicht zur Ruhe. Das Misstrauen der Märkte ist umfassend. Und der drastische Kursverfall der türkischen Lira setzt sich fort.
Neues Gesicht, neue Politik? Mit dem Wechsel an der Spitze der Notenbank versprach sich die türkische Wirtschaft einen Kurswechsel. Einen Kurswechsel, der auch die internationalen Analysten überzeugen sollte. Und prompt setzte die neue Notenbank-Chefin Hafize Gaye Erkan eine erste wichtige Maßnahme um.
Die türkische Zentralbank hatte in der vergangenen Woche den Leitzins von 8,5 auf 15 Prozent angehoben – insgesamt 650 Basispunkte. Doch vielen Ökonomen reichte das nicht. Zuvor hatten sie eine stärkere Anhebung gefordert. Zumal die Inflation im Land noch immer bei rund 40 Prozent liegt.
„Vollständiger Zusammenbruch der Lira“?
Außerdem bleiben Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Kurswechsels: Der Einfluss des türkischen Präsidenten auf die Notenbank ist traditionell groß. Hinzu kommt: die Halbwertszeit vieler Notenbanker. Finanzmanagerin Erkan ist bereits die fünfte Zentralbankchefin in nur vier Jahren.
Experten der Commerzbank prophezeien sogar einen „vollständigen Zusammenbruch der Lira“. Mit einem Wechselkurs von 26,2548 Lira pro US-Dollar erreichte die türkische Landeswährung zu Wochenbeginn ein neues Tief. 39,1 Prozent ihres Wertes büßte die Lira seit Jahresbeginn ein.