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Wirtschaft

Radikaler Kurswechsel in der Geldpolitik: Erdoğan billigt erhöhten Leitzins

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Im Fokus: Der türkische Finanzminister Mehmet Şimşek. Foto: picture alliance / Uwe Anspach/dpa
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Die türkische Notenbank hat unter neuer Führung ihren Leitzins deutlich angehoben. Das Ziel: die hohe Inflation einzudämmen. Präsident Erdoğan setzt auf einen Kurswechsel und ein neues Wirtschaftsteam. Die türkische Lira bleibt indes weiter unter Druck.

Die türkische Notenbank hat den Leitzins deutlich angehoben und damit unter neuer Führung eine Wende ihrer bisherigen Geldpolitik eingeleitet. Der Leitzins werde von 8,5 auf 15 Prozent erhöht, teilte die Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit. Der Schritt markiert einen Kurswechsel, nachdem der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die ehemalige US-Bankerin Hafize Gaye Erkan als Chefin der Notenbank eingesetzt hat.

Erdoğan hatte sich in der Vergangenheit immer wieder für sinkende Zinsen ausgesprochen, weil seiner Meinung nach nur damit der Kampf gegen die hohe Inflation zu gewinnen sei. Das widerspricht allerdings nicht nur der gängigen volkswirtschaftlichen Theorie, sondern auch den praktischen Erkenntnissen aus der Vergangenheit. Er hatte auch betont, dass es keine Zinserhöhung geben werde, solange er an der Macht sei.

Zentralbank: Geldpolitik wird weiter gestrafft

Die türkische Lira steht seit Jahren unter Druck, die Wirtschaft des Landes schwächelt, und die Inflation ist hoch. Zuletzt lag die Inflation bei knapp 40 Prozent. Im vergangenen Jahr hatte sie bis zu 85 Prozent erreicht und damit den höchsten Stand seit mehr als 20 Jahren. Die Zentralbank teilte nun mit, die Geldpolitik werde weiter gestrafft, bis eine deutliche Verbesserung der Inflationsaussicht erreicht sei. Einigen Experten zufolge fällt die Anhebung zu niedrig aus.

Erdoğans Wirtschaftsexperiment: Wie geht es weiter mit der Lira?

Erdoğan will nun offenbar mit seinem neuen Wirtschaftsteam Vertrauen an den Finanzmärkten zurückgewinnen. Nach seiner Wiederwahl im Mai berief der Staatschef den international angesehenen Experten Mehmet Şimşek als Finanzminister ins neue Kabinett. Cevdet Yılmaz wurde als Vizepräsident berufen, er gilt ebenfalls als Vertreter einer traditionellen Wirtschaftspolitik.

dpa/dtj