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Wirtschaft

Türkische Lira fällt auf Rekordtief – wieder einmal

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Die türkische Lira ist auf ein neues Rekordtief gefallen. Foto: dpa/Lefteris Pitarakis/AP/dpa
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Die Abwärtsspirale der türkischen Lira beschleunigt sich, obwohl der neue Finanzminister Şimşek ein Einlenken in der Zinspolitik ankündigte. Auch die jüngsten Gerüchte um eine Frau an der Spitze der Zentralbank brachte (noch) keine Wende. Wann bremst sich der freie Fall der Lira ab?

Die türkischen Währung Lira fällt auf ein Rekordtief – wieder einmal. Im Vergleich zum US-Dollar und zum Euro fiel die Währung heute um sieben Prozent. Ein US-Dollar war 23,041 Lira wert, für einen Euro gab es 24,618 Lira – so viel wie noch nie. Die Talfahrt folgt auf einen politischen Neuanfang.

Nach der Wiederwahl Recep Tayyip Erdoğans holte der seinen alten Finanzminister Mehmet Şimşek zurück ins Kabinett. Der AKP-Politiker, bereits 2009 und 2018 im Amt, gilt international als ausgewiesener Finanzexperte. Prompt kündigte er eine Kehrtwende in der Geldpolitik des Landes an. Şimşek selbst sprach von einer „rationaleren Wirtschaftspolitik“.

Künstliche Lira-Stützung vor Wahlen?

Die ist bitternötig, hatte doch Erdoğans unorthodoxe Zinspolitik – niedrige Zinsen im Kampf gegen die Inflation – die türkische Wirtschaft belastet und an den internationalen Märkten für Skepsis gesorgt. Damit soll nun Schluss sein. Warum fällt der Lira-Kurs dennoch? Spekulationen über nachlassende Eingriffe der türkischen Notenbank am Devisenmarkt sind ein Grund dafür.

Händler befürchten, dass die staatlichen Banken ihre Stützungskäufe – der massive Ankauf von Lira und den Verkauf von Dollar soweit es die angeschlagenen Reserven zuließen – einstellen könnten. Experten berichten indes, die Notenbank habe die Lira insbesondere vor der Präsidentschaftswahl künstlich gestützt, um ein positiveres Bild von der Wirtschaftslage des Landes zu vermitteln.

Übernimmt eine Frau die türkische Notenbank?

Bemerkenswert ist in diesem Kontext, dass Erdoğan offenbar einen Wechsel an der Spitze der türkischen Zentralbank plant. Entsprechende Gerüchte halten sich. Şahap Kavcıoğlu, der auf Geheiß des Präsidenten die Zinsen trotz der Inflation im Land von 19 auf 8,5 Prozent gesenkt hatte, soll von einer Frau ersetzt werden.

Erdoğans Wirtschaftsexperiment: Wie geht es weiter mit der Lira?

Als Anwärterin auf den Posten gilt die türkisch-amerikanische Finanzmanagerin Hafize Gaye Erkan. Die internationale Finanzexpertin wäre die erste Frau auf dem Posten – und hätte eine Mammutaufgabe vor sich. Schließlich verbrannte die Zentralbank allein in diesem Jahr rund 24 Milliarden US-Dollar an Devisen-Reserven. Außerdem wäre sie mit der Krise der türkischen Lira konfrontiert.

Lira könnte noch weiter einbrechen

Sie dürfte nach Ansicht von Finanzexperten erst einmal weiter einbrechen. Am Markt gilt die türkische Währung als überbewertet. Neben der künstlichen Stützung vor den Wahlen und der galoppierenden Inflation wird dafür vor allem auch das hohe Leistungsbilanzdefizit verantwortlich gemacht. Die Türkei importiert nämlich deutlich mehr Produkte und Dienstleistungen aus dem Ausland als sie dorthin exportiert.

Hafize Gaye Erkan würde viel zu tun haben. Gemeinsam mit Şimşek soll die Princeton-Absolventin eine der größten Volkswirtschaften der Welt wieder in die Spur bringen. Noch sind die internationalen Anleger nicht von einem erfolgreichen Zukunftsszenario für die Türkei überzeugt. Ob sich das bald ändert, bleibt fraglich.

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