Politik
Nächstes Atomkraftwerk in der Türkei: Erdoğans riskanter Energiepakt mit Russland
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Die Entscheidung der Türkei, ein zweites Kernkraftwerk mit russischer Unterstützung zu bauen, sorgt für Aufsehen. Denn das Vorhaben könnte nicht nur die Energielandschaft des Landes verändern, sie steht auch für einen Wandel in Zeiten globaler Spannungen. Und was sagt eigentlich die NATO dazu?
Die jüngste Erklärung von Alexej Lihatschow, seines Zeichens Generaldirektor des staatlichen russischen Kernenergieunternehmens Rosatom, ein weiteres Kernkraftwerk in der Türkei zu erreichten, hat sowohl die Energiebranche als auch die internationale Politik aufhorchen lassen. Denn in einer Zeit, in der die Spannungen zwischen der NATO und Russland zunehmen, überrascht diese Partnerschaft.
Viel mehr noch wirft sie Fragen zur zukünftigen Ausrichtung der türkischen Energiepolitik und ihrer geopolitischen Auswirkungen auf. Die Zusammenarbeit der Türkei und Russlands im Energiesektor währt bereits einige Jahre. Jüngst sprachen der türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin während eines Treffens Ende 2023 über ein zweites Kernkraftwerk.
Solidarität innerhalb der NATO in Gefahr?
Experten wie der ehemalige Ständige Vertreter bei der OECD und Botschafter a.D. Mithat Rende weisen indes darauf hin, dass dieser Schritt das Ziel haben könnte, die Solidarität innerhalb der NATO zu beeinträchtigen. In jedem Fall sei es der Versuch, den Westen – besonders angesichts der russischen Sanktionen aufgrund des Ukraine-Krieges – weiter herauszufordern.
Das Kernkraftwerk Akkuyu, Russlands erstes Großprojekt in der Türkei, befindet sich indes noch im Bau. Es soll einen Großteil des türkischen Strombedarfs decken. Die Tatsache, dass russische Unternehmen das Projekt dominieren, wirft jedoch Bedenken hinsichtlich der energiepolitischen Unabhängigkeit und Sicherheit der Türkei auf.
Kleine und mittelgroße modulare Reaktoren als Alternativen
Hinzu kommt nun die mögliche Errichtung eines zweiten Kernkraftwerks in der Türkei durch Russland. Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Bestrebungen westlicher Länder, ihre Energieabhängigkeit von Russland abzukoppeln, könnte dieser Schritt die Türkei in eine prekäre Lage bringen. Dabei gäbe es Alternativen.
Und die Debatte um die Kernenergiestrategie der Türkei wird durch die Überlegungen zu alternativen Kernreaktormodellen, wie kleinen und mittelgroßen modularen Reaktoren (SMR), intensiviert. SMR-Technologie könnte eine flexiblere und sicherere Option für die Türkei sein – besonders im Hinblick auf ihre geopolitische Ausrichtung und auf ihre Beziehungen zu westlichen Verbündeten.