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Bildung & Forschung

Lehrplanstreit eskaliert: Aufnahmestopp für türkische Schüler an der deutschen Schule in Ankara

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Archivfoto: Der deutsche Ex-Außenminister Heiko Maas ehrt die Gewinnerinnen und Gewinner der Wettbewerbe im Rahmen des zehnjährigen PASCH-Jubiläums „Wie Deutsch mein Leben verändert hat“, darunter auch Schülerinnen der Ernst-Reuter-Schule in Ankara. Foto: Pasch-net
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In einem sich zuspitzenden diplomatischen Konflikt haben deutsche und französische Schulen in der Türkei die Aufnahme neuer türkischer Schüler gestoppt. Der Streit über die rechtliche Anerkennung und Einhaltung türkischer Bildungsstandards betrifft nun auch die renommierte Ernst-Reuter-Schule in Ankara.

Ein diplomatischer Konflikt um den rechtlichen Status ausländischer Schulen in der Türkei hat dazu geführt, dass deutsche und französische Schulen in Ankara und Istanbul keine neuen türkischen Schüler mehr aufnehmen. Die Regelung betrifft auch Schüler mit doppelter Staatsbürgerschaft, wie diverse Schulen bestätigten. Bereits eingeschriebene türkische Schüler dürfen ihre Schulausbildung jedoch fortsetzen.

Der Streit entbrannte, als das türkische Bildungsministerium (MEB) und die französische Botschaft über die Anerkennung der französischen Schulen in der Türkei aneinandergerieten. Bildungsminister Yusuf Tekin erklärte, dass Schulen wie das Pierre Loti in Istanbul und das Charles de Gaulle in Ankara, die von der Agentur für französische Bildung im Ausland (AEFE) betrieben werden, sich an türkische Gesetze halten müssten. Ansonsten würden ihre Abschlüsse in der Türkei nicht anerkannt.

Diese Spannungen haben sich ausgeweitet und betreffen nun auch die deutsche Ernst-Reuter-Schule in Ankara. Diese wie auch die anderen Schulen wurden ursprünglich für die Kinder von Diplomaten und Expatriates gegründet, nehmen aber auch viele türkische Schüler auf. Dies hat zu Kontroversen geführt, da diese Schüler Vorteile bei der türkischen Hochschulaufnahmeprüfung (YÖS) genießen. Das türkische Bildungsministerium sieht dies als Umgehung der nationalen Bildungsstandards an.

Streitpunkt Religionsunterricht

Minister Tekin betonte das Recht der Türkei, die Einhaltung ihrer Bildungsstandards durchzusetzen. Er forderte, dass diese Schulen Fächer wie „Religionskultur und Ethik“ unterrichten müssten, was von den europäischen Vertretern als Verstoß gegen ihre Laizitätsprinzipien abgelehnt wird.

Die Verhandlungen zur Lösung dieses Konflikts dauern an. Eine Einigung, die sowohl den türkischen als auch den europäischen Ansprüchen gerecht wird, ist jedoch noch nicht in Sicht. Während die türkischen Behörden auf die Einhaltung nationaler Bildungsstandards bestehen, sehen die europäischen Botschaften darin eine Einschränkung ihrer Bildungsfreiheit. In der Zwischenzeit müssen viele türkische Familien alternative Bildungswege für ihre Kinder finden.

Öl ins Feuer goss zuletzt der bekannte türkische Geologe Celal Şengör, der Minister Tekin für seinen Vorstoß rügte und ihn als „große Gefahr für die Zukunft unseres Landes“ bezeichnete.