Panorama
Abgrund unter den Füßen: Wie Senklöcher Zentralanatolien bedrohen
In der türkischen Provinz Konya sorgen riesige Senklöcher für Angst und Unsicherheit. Durch Klimawandel und unkontrollierte Bewässerung entstehen über Nacht tiefe Krater, die Mensch und Tier bedrohen. Experten warnen: Ohne Maßnahmen wird die Gefahr weiter zunehmen.
In Konya prägen Senklöcher seit jeher das Landschaftsbild. Doch in den vergangenen Jahren intensivierte sich das Phänomen besorgniserregend. Die Region, einst bekannt als Kornkammer der Türkei, leidet unter den Folgen von Dürre, unkontrollierter Landwirtschaft und den Auswirkungen des Klimawandels.
Immer öfter entstehen über Nacht riesige Löcher, die nicht nur für Mensch und Tier eine tödliche Falle darstellen, sondern auch die Anwohnenden in Angst versetzen.
Bauern in Angst vor Erdabsenkungen
Fatih Şık, ein Landwirt aus der Region, erinnert sich in einem ZDF-Bericht an einen Abend vor vier Wochen, als plötzlich ein lauter Knall das Abendgebet unterbrochen habe. „Es klang wie ein Vulkanausbruch“, erzählt er. Wenige Sekunden später habe eine Wasserfontäne aus dem Rübenfeld der Familie geschossen. Seitdem lebt ŞIk mit der ständigen Angst, dass auch unter seinem neu gebauten Haus der Boden absacken könnte.
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Denn das Loch, das sich auf dem Feld aufgetan hat, ist das zweite innerhalb eines Jahres. Ein fast 40 Meter breiter und 20 Meter tiefer Krater zeugt von unheimlichen Kräften, die unter der Erdoberfläche am Werk sind. Und es ist kein Einzelfall. Auch auf den Nachbarfeldern tun sich immer wieder neue Löcher auf. „Solche Bodenabsenkungen sind in der Region keine Seltenheit“, bestätigen Experten. Rund 600 solcher Senklöcher sind in der Provinz bekannt. Tendenz steigend.
Knappe Wasserressourcen, fehlendes Wassermanagement
Die Ursache für die vermehrten Erdabsenkungen steckt im Klimawandel. Rund ein Grad erwärmte sich die Region in den vergangenen 40 Jahren im Durchschnitt. Das beschleunigt die Trockenheit und die Bodenerosion. Viele Senklöcher, die noch in den 1990er-Jahren mit Wasser gefüllt waren, sind heute ausgetrocknet.
Auch der Grundwasserspiegel liegt nun weiter unten, was zu einem Teufelskreis führt. Denn je weiter das Grundwasser absinkt, desto instabiler wird der Boden. Dazu trägt auch die intensive landwirtschaftliche Bewässerung bei.
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Knappe Wasserressourcen, das Fehlen eines effizientes Wassermanagements: Es gibt viele Gründe, die das Absenken des Bodes verursachen. Die Folgen der unkontrollierten Wassernutzung sind verheerend. Aus Ankara kommt bislang keine Hilfe. Obwohl die Warnungen von Expertinnen und Experten immer eindringlicher werden.