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Alte Garde – neue Wege? Güneş und die Rolle der Oldschool-Trainer

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Der 72-jährige Şenol Güneş joggt mit seinen Spielern über den Trainingsplatz. Am Sonntagabend wartet beim Comeback der Vereinslegende mit Beşiktaş direkt ein schwerer Gegner. Foto: Trabzonspor
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Şenol Güneş’ Rückkehr zu Trabzonspor steht nicht nur für die Wiedervereinigung einer Vereinsikone mit ihrem Klub, sondern wirft auch grundlegende Fragen über die Zukunft des türkischen Fußballs auf. In einer Zeit, in der junge Trainer in Europa zunehmend Erfolge feiern, wird die Rolle der erfahrenen, aber eben auch in die Jahre gekommenen Trainer in der Türkei intensiv diskutiert.

Şenol Güneş kehrt zu Trabzonspor zurück und führt das Team in einem schicksalhaften Duell gegen Beşiktaş an – jenen Klub, bei dem er ebenfalls zur Legende wurde. Güneş gewann mit Beşiktaş zwei Meisterschaften und feierte in der Champions League beachtliche Erfolge. Diese Rückkehr steht nicht nur für die Wiedervereinigung einer Ikone mit ihrem Verein, sondern auch für die Frage, ob die Ära der „Oldschool“-Trainer in der modernen Fußballwelt noch Bestand hat. Ein Spiel, das Vergangenheit und Zukunft des türkischen Fußballs miteinander verknüpft.

Die Legende kehrt nach Hause zurück

Als Trabzonspor im Jahr 2022 unter der Leitung von Abdullah Avcı die langersehnte Meisterschaft gewann, markierte dieser Erfolg sowohl für den Verein als auch für den türkischen Fußball einen Wendepunkt. Doch nach diesem historischen Triumph folgten enttäuschende Ergebnisse, vor allem international. Dies zwang die Vereinsführung zu einer radikalen Entscheidung: die Rückkehr von Şenol Güneş. Die Legende von Trabzonspor und des türkischen Fußballs tritt erneut in den Dienst des Klubs und übernimmt die Verantwortung im nach ihm benannten Stadion.

Güneş bringt nicht nur seine umfangreiche Erfahrung mit, sondern auch eine tiefe Verbundenheit mit dem Verein, was ihm in den Augen der Fans eine besondere Stellung verleiht. Doch er steht nicht unbedingt für Innovation und Aufbruch, schließlich ist es bereits die fünfte Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Dennoch dürfte die Partie heute Abend zu einem der symbolträchtigsten Momente in Güneş’ Trainerkarriere werden.

Ist die Ära der „Oldschool“-Trainer vorbei?

Darüber hinaus löst sie auch eine Diskussion über die Rolle der „Oldschool“-Trainer im türkischen Fußball aus. Güneş ist, wie auch Fatih Terim und Mustafa Denizli, eine Figur, die den türkischen Fußball zu seinen goldenen Zeiten Ende der 90er und in den 00er geprägt hat. Doch seitdem hat das Land es kaum vermocht, gute, neue Trainer hervorzubringen.

Abgesehen von Okan Buruk, der als einziger neuer Trainer in der Lage war, mit verschiedenen Teams Titel zu gewinnen, mangelt es an jungen türkischen Gesichtern an der Seitenlinie, die in der Lage sind, sich langfristig bei den großen Vereinen zu behaupten. Buruk hat mit seinen Erfolgen bei Başakşehir und Galatasaray das Potenzial, diese Lücke zu füllen. Doch insgesamt scheint es für junge Trainer in der Türkei schwer zu sein, sich bei den großen Klubs zu etablieren.

In den großen Ligen Europas zeigt sich, wie junge Trainer schnell die neuen Dynamiken des Fußballs adaptieren und bei Spitzenvereinen Erfolge feiern. In der Türkei hingegen greifen die großen Vereine nach wie vor gerne auf bekannte Namen zurück.

Der Bedarf ist da

Dass Şenol Güneş als erfahrener Trainer zu Trabzonspor zurückkehrt, mag für den Klub von Vorteil sein. Güneş kann dank seiner Expertise und der tiefen Verbundenheit mit dem Verein Trabzon wieder auf Erfolgskurs bringen. Doch das sollte nicht den dringenden Bedarf kaschieren, den türkischen Fußball mit jungen, innovativen Trainern zu erneuern. Ambitionierte und modern denkende Coaches sind essenziell, um den türkischen (Klub-)Fußball auf europäischer Ebene wieder konkurrenzfähiger zu machen.

Dass die entsprechenden Spieler und die Fans dafür da sind, hat nicht zuletzt die Europameisterschaft bewiesen.