Der Boom der türkischen Rüstungsindustrie scheint unaufhaltsam, türkische Unternehmen verzeichnen ein rasantes Wachstum. Allen voran steht der Konzern Baykar, dessen Kampfdrohnen sich nicht nur im Ukraine-Konflikt bewährt haben. Apropos Ukraine: Dort singen sie buchstäblich Loblieder auf die unbemannten Flugobjekte.
Ein Youtube-Video mit über zwei Millionen Aufrufen zeigt ukrainische Soldaten, die musizierend und tanzend vor zerstörten russischen Panzern die Bayraktar TB2 feiern. Für Ankara ist das mehr als ein wirtschaftlicher Erfolg – auch für Präsident Recep Tayyip Erdoğan persönlich. Mit Selçuk Bayraktar, der die Drohne mitentwickelte, ist schließlich sein Schwiegersohn maßgeblich am Erfolg beteiligt.
Gegenentwurf zu Rüstungsgütern aus dem Westen
Aus dem Konzern heißt es, dass keine andere Kampfdrohne weltweit so viele Panzer in Kriegs- und Konfliktgebieten zerstörte, wie dieses Modell. Beweisen lässt sich das zwar nicht, zeugt aber vom gewachsenen Selbstbewusstsein der gesamten türkischen Rüstungsbranche. Als Gegenentwurf zu Rüstungsgütern aus dem Westen bieten sie Spitzentechnologie auch für ärmere Staaten.
Drohnen, Haubitzen, Gewehre: Wie die Türkei zur Rüstungsmacht aufstieg
Mit erschwinglichen Preisen und ohne moralische Nachfragen wird die Bayraktar TB2 aktuell zum internationalen Exportschlager. Dafür spricht: Das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri rankt das Unternehmen, das sein Spitzenprodukt selbst als „Toyotas der Drohnen“ bezeichnet, in seinem aktuellen Bericht auf Platz 76 der 100 weltweit größten Rüstungskonzerne.
Vier türkische Unternehmen unter Top 100 der Rüstungskonzerne
Die Umsätze des Unternehmens aus Rüstungsgütern schätzt Sipri auf 1,42 Milliarden US-Dollar. Besonders bemerkenswert: 2022 wuchsen sie dem Bericht zufolge um 94 Prozent – mehr als bei jedem anderen Konzern auf der Liste. Aber nicht nur die Drohne aus dem Hause Baykar ist beliebt.
Die türkische Rüstungsindustrie hat insgesamt aufgeholt: Vier türkische Unternehmen finden sich inzwischen unter den Top 100 der Sipri-Liste, ebenso viele wie deutsche. Neben Baykar sind das Aselsan (Platz 60), Turkish Aerospace Industries (82) und Roketsan (100). Allesamt konnten 2022 zulegen. Insgesamt verbuchten sie ein Plus von 22 Prozent auf 5,5 Milliarden US-Dollar.