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Flucht/Migration

DJV-Präsident Überall: „Die Ausstellung entlarvt die Unmenschlichkeit in der Türkei“

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Frank Überall (2.v.r.) besuchte am vergangenen Wochenende die Ausstellung des Tenkil-Museums. Fotos: International Journalists Association
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Im ehemaligen Gestapo-Gefängnis in Frankfurt am Main gibt es derzeit eine Ausstellung über die Verfolgung der Gülen-Bewegung in der Türkei. Am Samstag fand dort eine Diskussionsrunde statt. Ihr Thema: „Medien und Justiz – Unterdrückung aller kritischen Stimmen“. Als Ehrengast nahm Prof. Dr. Frank Überall, Präsident des Deutschen Journalisten-Verbands, teil.

Seit Jahren werden Anhängerinnen und Anhänger der Gülen-Bewegung in der Türkei verfolgt und inhaftiert – meist unter widrigen Bedingungen und ohne Chance auf einen fairen Gerichtsprozess. Die Bewegung wird im Speziellen für den Putschversuch 2016 und im Allgemeinen für nahezu alle Missstände in der Türkei verantwortlich gemacht. Es geht um eine pauschale Vorverurteilung, die mögliche Schuld oder Unschuld des Einzelnen spielt praktisch keine Rolle. Zehntausende haben inzwischen das Land verlassen, Hunderte kamen dabei ums Leben.

Eine wandernde Ausstellung, die derzeit in Frankfurt am Main Halt macht, befasst sich mit der Geschichte und dem Leid dieser Menschen. Sie trägt den Namen „Tenkil – Erinnern, Konfrontieren, Heilen“. „Tenkil“ ist ein alttürkisches Wort, das so viel bedeutet wie Abrechnung und Vernichtung. Ziel der Organisatoren ist es, sie zu einer Dauerausstellung in Form eines Museums zu machen. Wohl auch deshalb wird jetzt bereits der Begriff „Tenkil-Museum“ genutzt.

„Hoffentlich können sie kritische Stimmen niemals zum Schweigen bringen“

Im Rahmen der Ausstellung fand am Samstag eine Diskussionsrunde mit dem Titel „Medien und Justiz – Unterdrückung aller kritischen Stimmen“ statt, bei der der Präsident des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Prof. Dr. Frank Überall, auf Exiljournalisten aus der Türkei traf und sich ihre Geschichten anhörte. Er betonte die Solidarität des DJV mit Journalisten, die in der Ausübung ihres Berufs behindert werden. „Es ist von großer Bedeutung, dass unsere Kollegen ihrer Arbeit frei nachgehen können. Journalismus ist kein Verbrechen“, sagte Überall.

Der DJV-Präsident erklärte, dass er sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Situation in der Türkei befasst habe. Selten habe er dabei allerdings einen Einblick erhalten, wie in der Ausstellung in Frankfurt. Überall ging auch auf die jüngsten Wahlen im Land ein: „Die Wahlen in der Türkei fanden nicht unter fairen Bedingungen statt. Wäre es der Fall gewesen, hätte Erdoğan die Wahl sehr wahrscheinlich nicht gewonnen.“ Überall zufolge sei es wichtig dafür zu sorgen, dass kritische Stimmen in der Türkei nicht verstummen und wahrnehmbar bleiben. Zugleich unterstrich er, dass die primäre Aufgabe der Journalisten darin bestehe, zu informieren und nicht Aktivismus zu betreiben.

Mit diesen Worten trug sich der DJV-Chef ins Gedenkbuch der Ausstellung ein.

Ausstellung kann noch bis Sonntag besichtigt werden

Die wandernde Ausstellung, die seit ihrer Eröffnung auf reges Interesse stößt und zum Beispiel Schuhe oder Notizen von Geflüchteten zeigt, will nicht nur die Menschenrechte in den Vordergrund rücken, sondern auch dafür sorgen, dass die systematischen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei nicht vergessen werden. Sie endet am 30. Juli. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, sie am Freitag von 15 bis 19 Uhr sowie Samstag und Sonntag von jeweils 12 bis 18 Uhr zu besichtigen.