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Gesellschaft

Doppelmord in Istanbul: Steckt ein frauenfeindlicher Satanist hinter der grausamen Bluttat?

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Symbolfoto: Die türkische Polizei sperrt einen Tatort ab. Foto: Peter Kneffel/dpa
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Anfang Oktober ereignete sich in Istanbul eine grausame Tat, bei der ein 19-Jähriger zwei junge Frauen tötete und anschließend Suizid beging. Die Ermittlungen werfen nicht nur Fragen zu den psychischen Problemen des Täters und seiner Verbindung zur frauenfeindlichen „Incel“-Bewegung auf, sondern beleuchten auch seinen Hang zu satanistischen Symbolen.

Am vorletzten Freitag (4. Oktober) erschütterten zwei brutale Morde Istanbul. Wie die Behörden inzwischen bestätigten, tötete der 19-jährige Semih Çelik an jenem Tag zunächst Ayşenur Halil in seiner Wohnung in Eyüpsultan und kurze Zeit später İkbal Uzuner in Fatih bei den Edirnekapı-Stadtmauern. Nach den grausamen Taten soll sich Çelik das Leben genommen haben. Die Hintergründe dieses Verbrechens, das zwei junge Frauen das Leben kostete, werden weiter untersucht. Die von „BBC Türkçe“ dokumentierten Aussagen der Eltern der Opfer und des Täters geben derweil Einblick in Çeliks psychischen Zustand vor den Morden.

Vater: „Mein Sohn war religiös und betete regelmäßig“

Çeliks Vater zufolge war sein Sohn bis zu seinem 16. Lebensjahr religiös und betete regelmäßig. Doch in der Oberstufe habe sich sein Verhalten geändert. Er habe von nun an viel Zeit allein in seinem Zimmer verbracht, meist vor dem Computer, und schließlich seine damalige Schule verlassen. Stattdessen habe er die Schulausbildung extern weitergeführt und in jener Zeit viele neue Kontakte geknüpft. Der Vater gab auch an, dass Semih psychische Probleme gehabt habe und nach einem Suizidversuch in einer Klinik behandelt worden sei. Allerdings habe er die verschriebenen Medikamente nicht eingenommen. In den letzten Jahren habe er bei einem Metzger gearbeitet.

Täter soll İkbal Uzuner gestalkt haben

Der Vater der getöteten İkbal erklärte, dass seine Tochter während ihrer Schulzeit eine freundschaftliche Beziehung zu Semih Çelik gehabt, sich jedoch von ihm belästigt gefühlt habe. Aufgrund von Stalking habe sie gar die Schule gewechselt und den Kontakt abgebrochen. Ihre psychische Gesundheit sei durch den Kontakt zu Çelik stark beeinträchtigt gewesen, sie habe sich zeitweise in Therapie begeben müssen, wie die Nachrichtenagentur „DHA“ schrieb. Zuletzt sei es ihr aber wieder gut gegangen.

Ayşenur Halil und Semih Çelik waren offenbar ein Liebespaar

Ayşenur Halil und Semih Çelik hatten laut dem Vater des Täters eine Beziehung. Medienberichten zufolge studierte sie im zweiten Jahr Mediaproduktion an der Medipol Universität in Istanbul. Am Tag des Verbrechens sei sie bei Çelik zu Hause gewesen, den Behörden zufolge wurde sie dort getötet. Der Täter habe nach der Tat selbst die Polizei gerufen, bevor er sich auf den Weg zu Edirnekapı gemacht habe, um dort İkbal Uzuner zu töten, wie „Sabah“ berichtet.

Verbindungen zur „Incel“-Bewegung?

Die Polizei fand bei den Ermittlungen Hinweise darauf, dass Çelik Mitglied der sogenannten „Incel“-Bewegung war, einer gefährlichen Online-Subkultur von Männern, die Frauen für ihre Einsamkeit verantwortlich machen. Laut den Untersuchungen war Çelik in Foren aktiv, in denen Frauenfeindlichkeit verbreitet wird. Er habe auch Inhalte dieser Ideologie auf seinen digitalen Geräten geteilt, wie „Sözcü“ schreibt.

Verstörendes Video aufgetaucht

Bereits vom letztes Jahr soll zudem ein Video von Semih Çelik stammen, in dem er sich direkt an İkbal Uzuner wendet. Er entschuldigt sich darin bei ihr für das Leid, das er ihr zugefügt habe, und gibt zu, sie habe töten zu wollen, dies aber nicht durchgezogen habe. Zudem fanden die Ermittler in seinem Zimmer zahlreiche Zeichnungen von satanistischen Symbolen und verstörende Kunstwerke, die auf seine labile psychische Verfassung und düstere Ideologien hinwiesen, wie „IHA“ berichtet.

Welche Motive auch immer hinter der Bluttat stecken: Abermals fanden in der Türkei Frauen durch die Hand eines Mannes den Tod. Wie schon nach anderen bekannt gewordenen Fällen löste sie eine Welle der Empörung im Land aus, in zahlreichen Städten demonstrierten Tausende gegen die andauernde Gewalt gegen Frauen.

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Die Berichterstattung über Selbsttötung(en) gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände. DTJ-Online berichtet nur in Ausnahmefällen über Suizide, z.B. dann, wenn eine gesellschaftliche Relevanz gegeben ist.

Die Telefonseelsorge hat verschiedene anonyme und vertrauliche Beratungsangebote im Internet. Ein persönliches Gespräch bietet die Telefonseelsorge anonym und rund um die Uhr unter den gebührenfreien Telefonnummern 0800-111 0 111 und 0800-111 0 222 an. Neben Gesprächen am Telefon wird auch der Austausch per Mail oder Chat angeboten. Weitere Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie vor Ort bei einem Geistlichen, Arzt oder in lokalen Beratungsstellen. Diese finden Sie über den Allgemeinen Sozialdienst der Stadt oder die Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie und Paritätischer Wohlfahrtsverband.