Politik
Erdoğan spricht von „Maßnahmen“ gegen kurdische Milizen in Syrien
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Ankara will weiter gegen kurdische Milizen in Syrien vorgehen. „Die Türkei wird vorbeugende Maßnahmen gegen alle Terrororganisationen ergreifen, die in Syrien operieren und eine Bedrohung für die Türkei darstellen“, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan laut offizieller Mitteilung nach einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken in Ankara. Dabei gehe es vor allem um die syrische Kurdenmiliz YPG und die Terrormiliz IS.
Schwere Gefechte um strategisch wichtige Stadt Manbidsch
Während die YPG für die USA ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) in Syrien ist, sieht die Türkei die Miliz als Ableger PKK – und damit als Terrororganisation. Die von der Türkei unterstützte Syrische Nationale Armee (SNA) dringt derzeit in von der YPG kontrollierte Gebiete im Norden Syriens vor und übernahm kürzlich nach schweren Gefechten die Kontrolle über die strategisch wichtige Stadt Manbidsch.
Ankara will die Kurdenmilizen östlich des Flusses Euphrat drängen, möglicherweise für einen weiteren Vormarsch bis zur syrisch-kurdischen Grenzstadt Kobane. Die Türkei hat seit 2016 mehrere Offensiven in Syrien durchgeführt und kontrolliert bereits Gebiete im Norden.
Erdoğan unterstützt HTS in Syrien
Erdoğan spricht immer wieder von dem Ziel, einen Korridor errichten zu wollen, der von der türkischen Grenze 30 Kilometer nach Syrien hineinreichen soll. Die Türkei wird nach dem Machtwechsel in Syrien als einflussreichster ausländischer Akteur gehandelt. Russland und der Iran sind klar geschwächt.
„Ankara verfügt über die stärksten Kommunikationskanäle und arbeitet seit langem mit der islamistischen Gruppe zusammen, die derzeit in Damaskus das Sagen hat“, schrieb die Analystin Gönül Tol in einem Beitrag für Foreign Affairs. Man habe keine Kontrolle über die Haiat Tahrir al-Scham (HTS), ihnen aber deutlich gemacht, dass man auf einen friedlichen Übergang und ein neues, inklusives Syrien hoffe, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person in Ankara.
Türkischer Geheimdienstchef mit Überraschungsbesuch in Damaskus
Derweil sorgte Ibrahim Kalın am Donnerstag für eine Überraschung. Der türkische Geheimdienstchef besuchte die syrische Hauptstadt Damaskus und wurde dort von HTS-Anführer Ahmed al-Scharaa empfangen. Damit dürften auch die letzten Zweifel ausgeräumt sein, dass die Türkei klar hinter dem HTS steht und die Offensive, die zum Sturz Assads führte, gebilligt und unterstützt hat.
Kalın wurde auch in der historischen Umayyaden-Moschee gesichtet. Vor Jahren hatten Erdoğan und andere türkische Spitzenpolitiker angekündigt, nach einem Sturz Assads nach Damaskus kommen und in jener Moschee beten zu wollen. Dort feierten beim heutigen Freitagsgebet auch zehntausende Gläubige das Ende der Assad-Ära. Al-Scharaa, zuvor bekannt als Abu Mohammed al-Dschulani, hatte die Menschen zuvor zu friedvollen Feiern an großen öffentlichen Plätzen aufgerufen. In einer Videobotschaft sagte er, dabei sollten keine Schüsse fallen.
dpa/dtj