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Politik

Ex-Galatasaray-Boss über Hakan Şükür: „Der beste Profi, den ich je kennengelernt habe“

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Hakan Şükür ist eine Legende des türkischen Fußballs. Politisch wird aber so getan, als habe es ihn nie gegeben. Foto: DTJ
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Hakan Şükür war einer der größten Sportler der Türkei, mit zahlreichen Siegen und Titeln für Galatasaray Istanbul und die türkische Nationalmannschaft. Der Stürmer brach Rekorde. Und doch ist es in der Türkei tabu, auch nur seinen Namen zu erwähnen. Der ehemalige Vereinsboss von Galatasaray Burak Elmas traut sich nun aus der Deckung. Wie es dazu kam.

Der mittlerweile 51-Jährige Hakan Şükür lebt im Exil in den Vereinigten Staaten. In der Türkei war sein Leib und Leben ernsthaft bedroht. Im Laufe der Zeit wurde er zu einem Gegner für Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der ihm – so wie zehntausend Anderen – pauschal eine Beteiligung am Putschversuch 2016 vorwirft.

„Ich bin vielleicht ein Widersacher der Regierung, aber nicht des Staates oder der türkischen Bevölkerung. Mein Heimatland liegt mir am Herzen“, sagte Şükür 2020 im Interview mit der Welt am Sonntag. Er blickt auf eine triumphreiche Karriere zurück, in der er als Stürmer unter anderem Galatasaray zum UEFA-Cup-Erfolg 2000 führte und mit dem türkischen Top-Klub achtmal die Meisterschaft errang.

Şükür und Erdoğan: Schnell keine Freunde mehr

Seine fußballerische Laufbahn führte ihn zudem zu Teams wie AC Parma und Inter Mailand in Italien und zu den Blackburn Rovers auf die Insel, mit allerdings überschaubarem Erfolg. Die WM 2002 in Japan und Südkorea, die nach einem 3:2 im Spiel um den dritten Platz landesweite Begeisterung entfachte, war sein größter Triumph im Nationaltrikot der Türkei. Das Unglück für Şükür nahm seinen Anfang mit dessen Entschluss, nach seiner Karriere in die türkische Politik einzusteigen.

In der politischen Landschaft und im System von Erdoğan nutzte ihm sein Ansehen wenig bis nichts. Bereits 2016, kurz vor dem Putschversuch, wurde Şükür vorgeworfen, Erdoğan via Twitter diffamiert zu haben. Er beteuerte, seine Kommentare auf der Plattform seien nicht gegen Erdoğan gerichtet gewesen, doch die Staatsanwaltschaft ignorierte dies. Als im Juli 2016 der Putsch gegen den Staatschef versucht wurde, geriet Şükür endgültig ins Fadenkreuz der Regierung.

Erdoğan macht aus Şükür ein Tabu

Erdoğan beschuldigte den islamischen Geistlichen Fethullah Gülen und seine Bewegung, zu der auch Şükür zählte, Drahtzieher des Aufstands zu sein. Seither wurde Şükür in der Türkei zur Persona non grata. Zuerst stempelte ihn der Präsident als Terroristen ab, danach wurde sein Name von der Liste der Galatasaray-Legenden entfernt und letztlich vermieden es selbst Sportkommentatoren, seinen Namen auszusprechen.

Ex-Fußballstar Şükür: „Politiker in der Türkei benutzen den Fußball“

Sein früherer Coach Fatih Terim bekam eine eigene Netflix-Dokumentation, in der Şükür nicht zu sehen war. Es war, als hätte es den Stürmerstar nie gegeben. Heute, über sieben Jahre nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016, ereignete sich eine kleine Sensation. Der frühere Vereinschef von Galatasaray, Burak Elmas, erwähnte Şükür in einem Video, das auf „Serbestiyet“ erschien.

Burak Elmas wagt es, über Şükür zu sprechen

Mit einer Deutlichkeit, die selbst die Moderatorin überraschte. „Ich hätte gedacht, Sie wären etwas zurückhaltender gewesen“, so die erstaunte Balçiçek İlter. Ebenso erstaunt zeigte sich Elmas, der die Frage aufwarf, warum man nicht über den einstigen Leistungssportler Hakan Şükür sprechen sollte, der zweifelsohne Galatasaray über Jahre hinweg treu diente.

Doch das Thema gelte als Tabu, so die Moderatorin, weil der Fußballer eine Vergangenheit in der Gemeinschaft um Gülen hatte, der in der Türkei schon länger als Staatsfeind Nr.1 gilt. Elmas entgegnete, dass er nie bemerkt habe, dass Şükür ein Gülen-Anhänger gewesen sei. Das Privatleben und der Glaube einer Person habe ihn im Verein nie interessiert, solange es nicht die Leistung beeinträchtigt habe.

„Şükür war ein absoluter Vollprofi“

So wie er es für normal hielt, dass Şükür oder jemand anderes einen religiösen Lebensstil gepflegt habe, sei es für Elmas auch normal gewesen, dass der brasilianische Star-Torhüter Cláudio Taffarel nach einer Kirche gefragt habe, als er in Istanbul ankam. Für Elmas sei eher der politische Weg von Şükür in die AKP problematisch gewesen. Auch hätten sie oft ganz verschiedene Ansichten vertreten. Doch Şükür sei einer der professionellsten Sportler gewesen, die er je erlebt habe. „Er hat immer hart trainiert, auf seine Ernährung geachtet, Tore gemacht und uns zu Meisterschaften verholfen“, so Elmas.

Ob die Aussagen Konsequenzen für den einstigen Funktionär haben werden, ist unklar. Die folgende Warnung der Moderatorin war kein Zufall. Denn selbst Netflix hatte Şükür aus einer internationalen Doku gelöscht. Zu welchem Preis? Muss nun auch Elmas dafür bezahlen?