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Politik

Mega-Geisel-Deal: Biden dankt auch der Türkei

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Antonio: Alsu Kurmasheva (Mitte l), Paul Whelan (M) und Evan Gershkovich (Mitte r) stehen mit Familienmitgliedern bei ihrer Ankunft auf dem Kelly Field, nachdem sie im Rahmen eines Gefangenenaustauschs von 24 Personen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten freigelassen wurden. Foto: Eric Gay/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Russland, Belarus und mehrere westliche Länder haben in einer beispiellosen Aktion insgesamt 26 Gefangene ausgetauscht. Großen Anteil daran hatte auch der türkische Geheimdienst.

Die in Russland wegen Spionage zu langen Haftstrafen verurteilten US-Bürger Evan Gershkovich und Paul Whelan sind frei. Dies sei Teil eines größeren Gefangenenaustausches mit Beteiligung mehrerer Länder gewesen, teilte US-Präsident Joe Biden in einer schriftlichen Stellungnahme mit. „Wir haben die Freilassung von 16 Personen aus Russland ausgehandelt, darunter fünf Deutsche und sieben russische Staatsbürger, die in ihrem eigenen Land politische Gefangene waren.“

Insgesamt vier Personen kämen zurück in die USA, erklärte er: drei amerikanische Staatsbürger und eine Person mit einer amerikanischen Green Card. Neben Gershkovich und Whelan handelt es sich laut Biden bei den anderen zwei Personen um Alsu Kurmasheva und Vladimir Kara-Murza.

Biden betonte mit Blick auf die Freigelassenen: „Einige dieser Frauen und Männer werden seit Jahren zu Unrecht festgehalten. Sie alle haben unvorstellbares Leid und Ungewissheit ertragen müssen. Heute hat ihr Leid ein Ende.“

Der Präsident dankte den anderen Ländern, die sich an den komplexen Verhandlungen beteiligt hätten, darunter Deutschland, Polen, Slowenien, Norwegen und die Türkei. „Dies ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, warum es so wichtig ist, in dieser Welt Freunde zu haben, denen man vertrauen und auf die man sich verlassen kann“, betonte Biden und versicherte, er werde sich auch weiter für die Freilassung von Amerikanern einsetzen, die „anderswo auf der Welt zu Unrecht inhaftiert“ seien.

MIT spricht von „historischer Operation“

Die 26 Gefangenen waren den MIT-Angaben zufolge zuvor aus Russland, den USA, Deutschland, Polen, Norwegen und Slowenien, wo sie jeweils inhaftiert waren und nach Ankara geflogen worden. Alle seien zunächst an sichere Orte gebracht und medizinisch untersucht worden, Dokumente seien unterzeichnet worden. Schließlich wurden demnach zehn Personen nach Russland geflogen. 13 Betroffene wurden nach Deutschland und drei in die USA ausgeflogen, hieß es weiter. Der Geheimdienst sprach von einem historischen Austausch und dem umfangreichsten zwischen Russland, den USA und Deutschland in der jüngsten Vergangenheit.

Die russische Justiz hatte den 32 Jahre alten Reporter Gershkovich Mitte Juli in einem umstrittenen Prozess wegen angeblicher Spionage zu 16 Jahren strenger Lagerhaft verurteilt. Der Russland-Korrespondent der US-Zeitung „Wall Street Journal“ war im März 2023 auf einer Reportage-Reise in Jekaterinburg am Ural vom russischen Geheimdienst FSB festgenommen worden. Ihm wurde zur Last gelegt, er habe geheime Informationen über Russlands Rüstungskomplex für US-Stellen gesammelt. Das „Wall Street Journal“ wies die Vorwürfe zurück.

Der 54 Jahre alte ehemalige US-Soldat Whelan war im Juni 2020 von einem russischen Gericht wegen angeblicher Agententätigkeit ebenfalls zu 16 Jahren Straflager verurteilt worden. Davor hatte er rund anderthalb Jahre lang in Haft gesessen, seit 2018. Whelan soll nach Darstellung des FSB als Spion auf frischer Tat ertappt worden sein. Er soll geheime Daten auf einem USB-Stick erhalten haben. Whelan, der mehrere Staatsbürgerschaften hat, beteuerte vehement seine Unschuld und sprach von einem politisch motivierten Urteil.

Die US-Regierung hatte wiederholt die Freilassung beider Männer gefordert. US-Amerikaner werden immer wieder in Russland wegen Spionage verdächtigt.

Der „Tiergartenmörder“ und seine Bedeutung für Putin

Wadim Krassikow, bekannt als der „Tiergartenmörder“, war einer der russischen Freigelassenen im jüngsten Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen, bei dem Deutschland eine entscheidende Rolle spielte. Krassikow, der 2021 vom Berliner Kammergericht wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden war, musste nur knapp fünf Jahre seiner Strafe absitzen, obwohl das Gericht die besondere Schwere der Schuld festgestellt hatte. Laut Urteil hatte Krassikow im Auftrag staatlicher russischer Stellen einen Georgier in Berlin heimtückisch erschossen.

Der CDU-Sicherheitsexperte Roderich Kiesewetter vermutet, dass das große Interesse von Wladimir Putin an Krassikow neben dem allgemeinen Schutzversprechen für Geheimdienstmitarbeiter noch einen weiteren Grund haben könnte. Krassikow sei ein langjähriger Vertrauter Putins mit viel internem Wissen und möglicherweise für sein Schweigen belohnt worden. Kiesewetter betonte, dass Putin sehr daran lag, Krassikow freizubekommen, da dieser mehr wisse, als er in seinen Verhören preisgegeben habe. Er räumte ein, dass die Bundesregierung sich bei ihrer Entscheidung über das vorzeitige Ende von Krassikows Haft in einem Dilemma befunden habe.

dpa/dtj