„Ich bin kein Held, ich bin Muslim“: Mannheimer Bürgermeister adelt Taxifahrer, der Alexander S. stoppte

Mit unglaublichem Mut stellte sich Taxifahrer A. Muhammad dem Todesfahrer von Mannheim in den Weg und verhinderte womöglich weitere Tote oder Verletzte. Seine Tat wurde von OB Christian Specht gewürdigt. Der Taxifahrer, der Muslim ist und aus Pakistan stammt, erklärte auf einer Pressekonferenz, warum er handelte, wie er handelte.
Am Mittwoch hat Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht dem Taxiunternehmer A. Muhammad im Rathaus der Stadt seinen Dank ausgesprochen. Anschließend gab er mit diesem eine gemeinsame Pressekonferenz.
Muhammad hatte am Montag den mutmaßlichen Amokfahrer Alexander S. während dessen Todesfahrt in der Fußgängerzone mit seinem Taxi verfolgt. Er habe ständig gehupt und bei offenem Fenster versucht, Passanten durch Zurufe und Handzeichen zu warnen. Anschließend stellte er sich S. mit seinem Taxi in den Weg, als dieser flüchten wollte. Bei der Todesfahrt starben zwei Menschen, elf weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
A. Muhammad aus Mannheim: „Meine Religion gebietet mir, anderen zu helfen“
Der mutmaßliche Täter, der wohl einen rechtsextremen Hintergrund hat, schoss auf den Taxifahrer mit einer Schreckschusspistole, als dieser sich ihm in den Weg stellte. Durch seinen Einsatz verhinderte Muhammad mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Todesopfer. Zudem erleichterte sein beherztes Eingreifen den Sicherheitskräften den Zugriff.
Specht nannte das Vorgehen Muhammads „geistesgegenwärtig und mutig“. Er sei „stolz“, dass der seit 15 Jahren in Mannheim ansässige und 2017 eingebürgerte Unternehmer und Familienvater Bürger der Stadt sei. Im Namen der Stadtgesellschaft dankte Specht dem Taxifahrer für dessen Engagement und nannte ihn einen „Monnemer Bub“.
Dieser reagierte zurückhaltend auf die Würdigung seines Mutes. Vielmehr betonte er, aus religiösem Pflichtgefühl gehandelt zu haben. „Ich bin kein Held, ich bin Muslim“, erklärte der Taxifahrer, der sich in einer pakistanisch-stämmigen Gemeinde engagiert. Seine Religion gebiete ihm, anderen Menschen zu helfen und für die Schwachen einzutreten. Deshalb sei es für ihn auch selbstverständlich gewesen, zum Schutz seiner Mitmenschen einzugreifen. Auch habe ihm Mannheim in all den Jahren so viel gegeben, er habe davon nur etwas zurückgeben wollen.
Syrischer Held von Villach wurde für seinen Einsatz von IS-Anhängern bedroht
Seinen Vornamen wolle er nicht in den Medien lesen, betonte Muhammad. Er habe sogar Bedenken und gesundheitliche Probleme in den Tagen nach dem schrecklichen Vorfall gehabt. Er wolle möglichst schnell in die Normalität seines Alltags und seines gewohnten Lebens als Taxifahrer zurück.
Die Bedenken bezüglich der öffentlichen Aufmerksamkeit kommen nicht von ungefähr. Im österreichischen Villach hatte ein syrischer Essenslieferant Mitte Februar einen Messerangriff eines Landsmanns gestoppt. Dieser hatte der Terrormiliz IS die Treue geschworen und in deren Namen wahllos auf Passanten eingestochen. Dabei starb ein 14-jähriger Junge, fünf Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen.
In den Tagen nach seinem Eingreifen wurde der Essenslieferant in deutschsprachigen Medien und muslimischen Gemeinden Österreichs gefeiert. Nachdem er jedoch dem Sender „Al-Dschasira“ ein Interview gegeben hatte, wurde er zum Ziel zahlreicher in arabischer Sprache verfasster Drohungen und Beleidigungen, woraufhin er unter verstärkten Polizeischutz gestellt wurde.