„Jahr der Familie“: Türkei führt teilweises Verbot von geplanten Kaiserschnitten ein

Chirurgische Instrumente liegen während einer Kaiserschnittentbindung auf einem Tisch. Foto: Daniel Karmann/dpa
Die türkische Regierung hat geplante Kaiserschnitte in privaten medizinischen Zentren verboten. Eine entsprechende Anordnung, die am Sonntag im Amtsblatt veröffentlicht wurde, hat landesweit für Empörung gesorgt. Für den Abend sind in Istanbul und Ankara erste Proteste gegen die neue Regelung angekündigt. Private Gesundheitszentren sind landesweit, aber vor allem in Städten verbreitete kleinere Kliniken.
Das Gesundheitsministerium der islamisch-konservativen Regierung von Recep Tayyip Erdoğan hatte vor einigen Monaten eine Kampagne gegen Kaiserschnitte gestartet. In dem Plan steht, mit der Verringerung der Bauchgeburten wolle man dafür sorgen, „normale Geburten zu fördern und das Bevölkerungswachstum auf einem nachhaltigen Niveau zu halten“.
Erdoğan hat 2025 zum „Jahr der Familie“ erklärt. Neben dem Kampf gegen LGBTQ ist unter anderem auch das Ankurbeln der Geburtenrate erklärtes Ziel. Während Frauen nach einer vaginalen Geburt recht schnell wieder schwanger werden können, wird nach einem Kaiserschnitt oft eine längere Zeit zur Heilung empfohlen. Am Samstag erklärte er, dass der in verschiedenen Hochrechnungen prognostizierte Bevölkerungsrückgang ein großes Problem und „für das Land schwerwiegender als ein Krieg“ sei.
Massiver Druck auf Frauen
Die Regierung versuche, mit aller Härte das Bevölkerungswachstum anzutreiben und übe massiven Druck auf Frauen aus, kritisierte die Ärztin Ayşegül Ateş Tarla, Mitglied des Zentralausschusses der Türkischen Ärztekammer TTB, die neue Regel. Zudem würde der Eindruck erweckt, Frauen entschieden sich leichtfertig für einen Kaiserschnitt.
Neulich lief gar eine SüperLig-Mannschaft mit einem Banner auf, auf der für „natürliche Geburten“ geworben wurde. Ein Spieler distanzierte sich später aber von der Botschaft und entschuldigte sich bei den Frauen. „Es ist ihr Körper und ihre Entscheidung“, führte er aus.
dpa/dtj