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Gesellschaft

Krankenhausberichte: Frauenmörder von Istanbul hätte unter Beobachtung stehen müssen

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Symbolfoto: Semih Çelik, der als Metzger arbeitete, hatte zuvor wegen seiner psychischen Probleme bereits mehrmals ärztliche Hilfe in Anspruch genommen. Foto: Silas Stein/​dpa
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Der Fall Semih Çelik, der zwei junge Frauen auf grausame Weise ermordete und anschließend Selbstmord beging, erschütterte die Türkei. Berichte zeigen, dass er bereits zuvor wegen schwerwiegender psychischer Probleme unter Beobachtung hätte stehen müssen.

Neue Details zu Semih Çelik, dem Mörder von İkbal Uzuner und Ayşenur Halil, bringen erschreckende Versäumnisse ans Licht. Wie das Online-Portal „T24“ berichtet, zeigen Krankenhausdokumente, dass Çelik bereits vor zwei Jahren wegen schwerer psychischer Probleme behandelt wurde. Laut diesen Berichten hätte er aufgrund seiner instabilen psychischen Verfassung unter ständiger Beobachtung eines Angehörigen stehen müssen. Außerdem wurden ihm wegen Schizophrenie entsprechende Medikamente verschrieben, die er jedoch nur unregelmäßig eingenommen haben soll.

Çelik war den Dokumenten zufolge insgesamt fünfmal in psychiatrischer Behandlung, nachdem er sich in einer akuten Krise selbst mit einem Messer verletzt hatte. Die Berichte warnen davor, ihn unbeaufsichtigt zu lassen, da dies ein erhebliches Risiko darstelle.

Mutter bekam abgetrennten Kopf ihrer Tochter vor die Füße geworfen

Am 4. Oktober schockierte Semih Çelik das Land, als er die beiden 19-jährigen Frauen Ayşenur Halil und İkbal Uzuner brutal ermordete. Besonders grausam war der Umstand, dass er den abgetrennten Kopf von İkbal Uzuner ihrer Mutter vor die Füße warf, als diese zum Tatort herbeigeeilt kam. Nach der Tat sprang er von den Edirnekapı-Mauern in den Tod, wie die Behörden mitteilten.

Doppelmord in Istanbul: Steckt ein frauenfeindlicher Satanist hinter der grausamen Bluttat?

Der Fall hat nicht nur aufgrund seiner Brutalität für Aufsehen gesorgt, sondern auch, weil Çelik über Online-Plattformen möglicherweise Kontakt zu frauenfeindlichen „Incel“-Gruppen hatte. Diese extremistischen Internet-Communities propagieren den Hass auf Frauen und befürworten Gewalt gegen sie. In Reaktion auf die Morde kam es landesweit zu abermaligen Protesten gegen Gewalt an Frauen.

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Die Berichterstattung über Selbsttötung(en) gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände. DTJ-Online berichtet nur in Ausnahmefällen über Suizide, z.B. dann, wenn eine gesellschaftliche Relevanz gegeben ist.

Die Telefonseelsorge hat verschiedene anonyme und vertrauliche Beratungsangebote im Internet. Ein persönliches Gespräch bietet die Telefonseelsorge anonym und rund um die Uhr unter den gebührenfreien Telefonnummern 0800-111 0 111 und 0800-111 0 222 an. Neben Gesprächen am Telefon wird auch der Austausch per Mail oder Chat angeboten. Weitere Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie vor Ort bei einem Geistlichen, Arzt oder in lokalen Beratungsstellen. Diese finden Sie über den Allgemeinen Sozialdienst der Stadt oder die Wohlfahrtsverbände Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonie und Paritätischer Wohlfahrtsverband.