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Politik

Mordfall Sinan Ateş: Erdoğan-Bahçeli-Allianz vor schweren Zeiten

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Der türkische Präsident Erdoğan empfing letzte Woche überraschend Ayşe Ateş. Foto: RTEDijital
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Ein seit Monaten ungeklärter Mord verschärft die politischen Spannungen zwischen der MHP und der AKP in der Türkei. Die Witwe des Toten wurde unlängst von Präsident Erdoğan empfangen.

Der ungeklärte Mord an Sinan Ateş verschärft die politischen Spannungen in der Türkei zwischen der nationalistischen MHP und der regierenden AKP. Ateş war bis zu seinem Tod der Obmann der „Ülkü Ocakları“, einer nationalistischen Jugendorganisation in der Türkei, die eng mit der rechtsextremen nationalistischen Partei MHP verbunden ist. Sein Tod sorgte für Aufsehen und könnte weitreichende politische Konsequenzen haben.

Seit der Ermordung Ateş‘ vor über einem Jahr sorgt der Fall für Schlagzeilen. Jüngst kündigte der MHP-Führer Devlet Bahçeli an, dass seine Partei am 1. Juli zur Anhörung vor dem Gerichtsverfahren vor dem Gericht in Ankara erscheinen werde. Dieser Schritt wird als direkte Herausforderung der AKP interpretiert, da es um die Frage geht, ob die MHP die Gerichtsverfahren und politischen Dynamiken um Ateş beeinflussen kann.

Eine Aktenmappe als Drohung?

Die Hintergründe des Falls sind von politischer Bedeutung, da die Mörder mutmaßlich Verbindungen zu Mitgliedern der MHP und der „Ülkücü“-Bewegung haben könnten. Diese Entwicklung führte bereits zu einem intensiven politischen Diskurs, der die Stabilität des regierenden Cumhur-Bündnisses in Frage stellt.

Die Spannungen wurden durch die unerwartete Entscheidung von Präsident Recep Tayyip Erdoğan verschärft, die Witwe von Sinan Ateş, Ayşe Ateş, und ihre beiden Töchter zu einem Treffen einzuladen. Dies wird als politischer Schachzug gesehen, um die MHP unter Druck zu setzen und ihre Einflussmöglichkeiten zu begrenzen. Politische Analysten interpretieren diesen Schritt als Versuch, die MHP im Zaun zu halten.

Annäherung an CHP-Chef Özel

Die Reaktionen aus der MHP-Zentrale waren deutlich: Sie beschuldigten indirekt Erdoğan, den Fall Ateş aus rein politischen Gründen zu instrumentalisieren, um die Machtbalance innerhalb des Cumhur-Bündnisses, das aus der AKP und der MHP besteht, zu verschieben. Bahçeli selbst hat in den letzten beiden Wochen seine Unzufriedenheit ausgedrückt. Bahçeli veröffentlichte über seinen Instagram-Account ein Foto, auf dem er einen Ring trägt, auf dem die Inschrift „Allah genügt mir“ zu sehen ist, während er eine Aktenmappe in der Hand hält.

Erdoğan hatte vor kurzem erstmals nach 18 Jahren wieder die CHP-Zentrale und Özgür Özel besucht und sich versöhnlich gezeigt. Der Besuch bei der CHP war ein weiterer Schritt zur Entspannung, doch die Reaktionen der MHP zeigen, dass der politische Alltag in Ankara herausfordernd bleibt. Der gewiefter Taktiker und Machtmensch Erdoğan lässt jedenfalls die Türen zu beiden Seiten offen.