Politik Wirtschaft

Pakistan-Krise: Inder wollen Türkei boykottieren

  • Mai 19, 2025
  • 3 min read
  • 175 Views
Pakistan-Krise: Inder wollen Türkei boykottieren

Die Krise zwischen Neu-Delhi und Ankara erreicht wirtschaftliche Dimensionen. In Indien wächst die Boykottbewegung gegen türkische Produkte und Dienstleistungen. Grund ist die geopolitische Nähe der Türkei zu Pakistan.

In Indien weitet sich nach jüngsten militärischen Spannungen mit Pakistan eine wirtschaftliche Protestwelle gegen die Türkei aus. Wie „Euronews Türkçe“ berichtet, richtet sich die unter dem Motto „Zuerst die Nation“ laufende Kampagne gegen türkische Waren, Dienstleistungen und akademische Kooperationen. Ausgangspunkt ist der Vorwurf, dass Pakistan bei einem Angriff in der umstrittenen Region Kaschmir türkische Drohnentechnologietürkische Drohnentechnologie eingesetzt habe.

Am 6. Mai hatte Indien als Reaktion auf einen Anschlag im Pahalgam-Gebiet mit 26 Todesopfern Raketenangriffe auf pakistanisches Territorium und das von Pakistan kontrollierte Azad-Kaschmir gestartet. Nachdem sich die Lage mehrere Tage zuspitzte, kam es am 10. Mai auf Vermittlung der USA zu einem Waffenstillstand. Doch der innenpolitische Druck in Indien bleibt hoch.

Boykott betrifft Tourismus, Handel und Wissenschaft

Zunächst begannen indische Medien und politische Gruppen mit der Forderung, touristische Reisen in die Türkei zu stornieren. Kurz darauf kündigte die indische Regierung an, die Sicherheitslizenz der türkischen Bodenabfertigungsfirma Çelebi zu widerrufen. Das Unternehmen, das unter anderem an den Flughäfen von Delhi, Mumbai und Bengaluru tätig war, erklärte daraufhin, seinen Betrieb in Indien vorübergehend auszusetzen und rechtliche Schritte zu prüfen.

Parallel setzten mehrere indische Hochschulen ihre Kooperationen mit türkischen Universitäten aus. Auch im Tourismussektor werden die Auswirkungen sichtbar. Laut dem indischen Fernsehsender „News18“ wurden bereits über 2000 Buchungen für Reisen in die Türkei storniert. Von 50 geplanten indischen Hochzeiten für das Jahr 2025 seien „mindestens 30 gefährdet“. Da jede dieser Feiern im Schnitt rund 3 Millionen Dollar koste, rechnen Medien mit einem potenziellen Verlust von etwa 90 Millionen Dollar.

Ein Repräsentant einer Hochzeitsagentur sagte gegenüber der „Financial Express“, dass indische Hochzeiten jährlich mehr als 140 Millionen Dollar zur türkischen Tourismuswirtschaft beitrügen. Der mögliche Wegfall dieser Einnahmen könne „tektonische Auswirkungen“ haben.

Gleichzeitig relativieren offizielle Zahlen die Auswirkungen auf den türkischen Tourismus insgesamt. Zwar stieg die Zahl der indischen Besucher in der Türkei 2024 auf 330.100, doch machten sie laut „BBC“ weniger als ein Prozent aller ausländischen Gäste aus. Dennoch sind die Symbolwirkung der Boykotte und die diplomatischen Spannungen zwischen beiden Ländern nicht zu unterschätzen.

Auch Apfel- und Marmorimporte betroffen

Auch bei Konsumgütern wächst der Druck. Die „Udaipur Marble Processors Association“, ein Verband von 125 Marmorunternehmen, forderte ein sofortiges Importverbot für türkischen Marmor. Die Türkei deckt derzeit rund 70 Prozent des indischen Marmorimports. Zudem ist sie einer der wichtigsten Apfellieferanten für Indien. Laut dem „Observatory of Economic Complexity“ beliefen sich die Apfelimporte aus der Türkei im Jahr 2023 auf 92,8 Millionen Dollar.

Laut „Business Standard“ exportierte Indien im Zeitraum April 2024 bis Februar 2025 Waren im Wert von 5,2 Milliarden Dollar in die Türkei. Die Importe aus der Türkei betrugen im selben Zeitraum 2,84 Milliarden Dollar.

About Author

dtj-online