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Papst Leo XIV.: Erster US-Amerikaner im Amt – Haltung zum Islam unbekannt

  • Mai 12, 2025
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Papst Leo XIV.: Erster US-Amerikaner im Amt – Haltung zum Islam unbekannt

Mit Robert Francis Prevost wurde erstmals ein in den USA geborener Kardinal zum Papst gewählt. Als Leo XIV. will er die katholische Kirche mit Bescheidenheit, Gerechtigkeitssinn und Dialogbereitschaft führen. Der neue Pontifex betont Einheit und interreligiöses Miteinander – viele Hoffnungen ruhen nun auf ihm.

Für 1,4 Milliarden Katholiken ging am Donnerstag um 18:07 Uhr die Zeit des Wartens auf die Wahl ihres 267. Kirchenoberhauptes zu Ende. Nach nur einem Tag und vier Wahlgängen wurde Kardinal Robert Francis Prevost mit der erforderlichen Zwei-Drittel-Mehrheit gewählt. Anschließend gab er bekannt, die Wahl anzunehmen und den Papstnamen Leo XIV. zu führen.

Der in Chicago geborene Oberhirte ist der erste Papst, der in den USA geboren wurde. Als Mitglied des Augustiner-Ordens war er über mehrere Jahrzehnte hinweg in Peru tätig. Im Jahr 2023 berief Papst Franziskus ihn in den Vatikan. Dass die Wahl der Kardinäle sehr schnell und sehr deutlich auf den US-Amerikaner fiel, deutet darauf hin, dass man ihm in der Kirche Kontinuität und Ausgleichsfähigkeit zutraut. Es war den versammelten Klerikern offenbar kein Anliegen, ein besonderes Zeichen in die eine oder anderer Richtung zu setzen.

Leo XIV. bis dato für zurückhaltende Amtsführung bekannt

Als Kardinal Prevost war der nunmehrige Papst selbst vielen US-amerikanischen Katholiken nur wenig bekannt – anders als mediale Schwergewichte wie Timothy Dolan oder Raymond Burke. Das deutet auf ein sehr demütiges Amtsverständnis hin, das nicht darauf ausgelegt ist, sich als Person in Szene zu setzen.

Auch bei seinen ersten Auftritten als Papst rief Leo XIV. den Eindruck hervor, ein Anhänger der leisen Töne zu sein. Aus einem Interview sind von ihm Aussagen überliefert wie jene, dass ein Bischof kein „kleiner Prinz, der in seinem Königreich sitzt“, sein solle. Er solle stattdessen bescheiden und den Menschen nahe sein, denen er diene. Es komme darauf an, „mit diesen zu gehen und mit ihnen zu leiden“.

US-Präsident Donald Trump sprach, als er von der Berufung eines US-Amerikaners erfuhr, von einer „großen Ehre für unser Land“. Deutsche Medien hingegen versuchten, den Papst sofort zu einem „Anti-Trump“ zu stempeln.

Kritik an Einwanderungspolitik von Trump – aber Nähe in Gesellschaftsfragen

Tatsächlich hatte der nunmehrige Papst als Kardinal mehrfach kritische Posts zur Einwanderungspolitik der US-Regierung veröffentlicht oder geteilt. Vor allem hat er sich mit Geflüchteten solidarisiert und vor inhumanen Konsequenzen vom Massenabschiebungen gewarnt. Nach dem Tod von George Floyd äußerte er, es müssten mehr Worte von Kirchenführern gegen Rassismus und für die Verteidigung des Rechts kommen.

Im Jahr 2018 teilte Prevost auf X – damals Twitter – eine Aussage seines Amtskollegen Kardinal Blaise J. Cupich. Dieser äußerte zur damaligen Debatte um die Grenzschutzpolitik: „Es ist nicht im Entferntesten christlich, amerikanisch oder moralisch vertretbar an einer Politik, die Kinder ihren Eltern wegnimmt und sie in Käfige sperrt. Dies geschieht in unserem Namen und die Schande liegt auf uns allen.“

Gleichzeitig ist er dem Präsidenten in vielen gesellschaftspolitischen Fragen nahe. So vertritt Papst Leo XIV. konservative Ansichten in Fragen wie dem Schwangerschaftsabbruch, den Anliegen der LGBTQ*-Community oder der Sterbehilfe. Im Bereich der Klimapolitik gilt Leo XIV. – im Gegensatz zur US-Regierung – als Befürworter weitreichender politischer Maßnahmen zum Klimaschutz. In Summe ist Robert Prevost jedoch ein weitgehend unpolitischer Kirchenmann: Der Großteil seiner öffentlichen Beiträge in sozialen Medien befasst sich mit kirchlichen und religiösen Themen.

Kaum explizite Äußerungen zum Islam – aber Bekenntnis zum interreligiösen Dialog

Ein weitgehend unbeschriebenes Blatt ist der neue Papst bezüglich seiner Position zum Islam und zum interreligiösen Dialog. Dies hat seinen Grund vor allem darin, dass er als Ordensgeistlicher und Bischof in Peru wenig damit in Berührung kam. Nur 0,4 Prozent der Bevölkerung des Landes gehören einer nicht christlichen Religion an – wobei auch indigene Kulte mitgezählt sind.

In der ersten Amtszeit von Donald Trump hatte er sich kritisch geäußert gegenüber einer Verordnung, die Einreiseverbote für Bürger aus sieben Staaten vorsah. Da es sich bei den sieben bürgerkriegsgeschüttelten oder im Verdacht der Terrorismusfinanzierung stehenden Ländern hauptsächlich um solche mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit handelte, wurde die Maßnahme als „Muslim Ban“ bezeichnet.

Im Jahr 2018 teilte Kardinal Prevost einen Ausschnitt aus einer Ansprache von Papst Franziskus, in der es hieß: „In dem Bereich der Religionen gibt es nur eine Gewissheit: Wir sind alle Kinder Gottes.“ Er fügte hinzu: „Wir teilen die Bitte von #PapaFrancisco: darum zu beten, dass ein aufrichtiger Dialog zwischen Männern und Frauen unterschiedlichen Glaubens Früchte des Friedens und der Gerechtigkeit hervorbringe.“

Hoffnung auf Leo XIV. als Förderer von Versöhnung nach innen und außen

In seiner Ansprache als Papst auf der Loggia des Petersdoms betonte Leo XIV. die Kirche solle „Brücken bauen und den Dialog suchen“. Weiter führte er aus: „Wir wollen gemeinsam unterwegs sein, den Frieden und die Gerechtigkeit ohne Furcht suchen. Wir wollen gemeinsam als Missionare unterwegs sein.“

Diese Worte richteten sich explizit nicht nur an Katholiken, sondern an alle Menschen und Völker weltweit. Der Wahlspruch von Papst Leo XIV. lautet: „In diesem einen sind wir alle eins“ (Galater 3,28). Dies unterstreicht das Anliegen, Einheit und Versöhnung zu fördern. Viele Hoffnungen liegen auf Papst Leo XIV., dass dieser sowohl innerhalb der Kirche als auch im Verhältnis zu anderen Religionen darauf hinarbeiten wird.

Kadir Boyacı, Generalsekretär des BDDI (Bund Deutscher Dialog Institutionen) kommentierte die Wahl von Leo XIV. mit folgenden Worten: „Wenn man seinen Lebenslauf betrachtet, wird deutlich, dass er soziale Gerechtigkeit und Frieden in den Mittelpunkt stellen wird. Schon seine erste Ansprache begann mit den Worten „Friede sei mit euch“ – ein ungewöhnlicher, aber bedeutungsvoller Einstieg. Ich hoffe sehr, dass er den interreligiösen Dialog weiterführt und zu einer Brücke innerhalb unserer Gesellschaft wird.“

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