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Politik, Migration – und Fußball: Worum es beim İmamoğlu-Besuch in Deutschland ging
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Ekrem İmamoğlu, Oberbürgermeister von Istanbul, begab sich kürzlich auf eine Reise nach Deutschland, um die bestehenden Partnerschaften zwischen deutschen Städten und der türkische Millionenmetropole zu stärken. Der Oppositionspolitiker kritisierte in dem Zuge auch das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei.
„Ich kann es nicht glauben, sind Sie es wirklich?“, fragt eine Deutsch-Türkin ungläubig, als sie die bekannte Keupstraße in Köln passiert. Er ist es wirklich: Ekrem İmamoğlu. Der Bürgermeister von Istanbul war nämlich kürzlich tatsächlich zu Gast in Deutschland, um die langjährige Partnerschaft zwischen der Stadt am Bosporus und deutschen Städten zu festigen. Seine Reise begann mit der Teilnahme am EM-Spiel zwischen der Türkei und Georgien in Dortmund am Abend des 18. Juni. In Berlin traf İmamoğlu auf den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, um das 35-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Istanbul zu feiern. Während dieses Treffens trug er sich in das Goldene Buch der Stadt Berlin ein und betonte die Bedeutung der verstärkten Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Kunst, Tourismus und Wirtschaft.
İmamoğlu wies darauf hin, dass eine engere Kooperation beiden Städten zugutekommen werde und erinnerte daran, dass es zwischen der Türkei und Deutschland fast 100 Städtepartnerschaften gebe. Für das kommende Jahr plane er ein Treffen dieser Partnerstädte zu organisieren und lud Wegner nach Istanbul ein. Wegner hob die gestärkte Partnerschaft zwischen Berlin und Istanbul hervor und verband dies mit dem Wunsch nach einem „Türkei-Deutschland-Finale“ bei der laufenden EM. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg: Während der Gastgeber immerhin schon das Achtelfinalticket sicher hat, muss die Türkei noch mindestens ein Remis gegen Tschechien holen, um in die K.o.-Phase einzuziehen.
Auch mit Baerbock: Politische Gespräche in Berlin
Während seines Aufenthalts in Berlin führte İmamoğlu außerdem Gespräche mit hochrangigen deutschen Politikern, darunter mit Außenministerin Annalena Baerbock, mit Niels Annen, Staatsminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, sowie mit Finanzminister Christian Lindner. İmamoğlu berichtete im Anschluss, dass bei diesen Gesprächen zahlreiche Themen behandelt worden seien, darunter auch das Problem der irregulären Migration. Dabei habe er sich über mögliche Maßnahmen zur Bewältigung der Migrationskrise ausgetauscht. Auch mögliche neue Ansätze zur positiven Gestaltung des derzeit schleppenden EU-Beitrittsprozesses der Türkei seien zur Sprache gekommen.
Kritik an Flüchtlingsabkommen
Vor seinem Berlin-Besuch traf İmamoğlu die Bürgermeister von Düsseldorf und Köln. In Köln besuchte er wie erwähnt die Keupstraße, auch bekannt als „Klein-Istanbul“, und sprach mit dort ansässigen Geschäftsleuten, die ihm großes Interesse entgegenbrachten. Anschließend besichtigte İmamoğlu die Zentralmoschee in Köln und zeigte sich von deren Architektur beeindruckt. Er beauftragte sein Team, mit dem Architekten Gottfried Böhm Kontakt aufzunehmen, um die Möglichkeit zu prüfen, ein ähnliches Projekt in Istanbul zu realisieren.
Das Migrationsthema kam auch in Düsseldorf auf den Tisch. Der prominente türkische Oppositionspolitiker kritisierte in der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei. Europa nutze die Türkei als eine „Mauer“ gegen Flüchtlinge, „wir können keinem Land eine solche Ungerechtigkeit antun“, sagte der CHP-Politiker laut „Cumhuriyet“ bei einem Empfang mit türkischen Geschäftsleuten in Düsseldorf.
Nach der Partie zwischen der Türkei und Portugal in Dortmund kehrte İmamoğlu in die Türkei zurück.
dtj/dpa