Politik
Rabia TV: Muslimbrüder planen Fernsehstation in der Türkei
Die Muslimbruderschaft versucht nach dem Militärputsch in Ägypten offenbar, von Istanbul aus eine Gegenöffentlichkeit im eigenen Land zu schaffen. Der Sender „Rabia TV“ genießt offenbar Rückendeckung durch die türkische Regierung. (Foto: iha)
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Die ägyptischen Muslimbrüder haben angeblich einen Fernsehsender gegründet, der aus Istanbul senden soll. Dies verkündete der Chef der Nationalen Bündnis-Bewegung, Ehab Shiha, in dieser Woche auf facebook. Die Bewegung kämpft für die Wiederherstellung der legitimen und gewählten Staatsspitze und gegen das militärische Putschregime in Ägypten. Der „Kanal Rabia“ soll eine muslimisch-konservative Sichtweise offenbaren.
Sein Name wurde vom Rabia al-Adawiya-Platz in Ägypten übernommen, der sich – gemeinsam mit dem dazugehörigen Gruß – zu einem Symbol für den Widerstand der Muslimbrüder entwickelt hatte. Shiha zufolge lautet der Slogan des Senders „Der Impuls der Freiheit”.
Angesichts der angespannten Beziehungen zwischen Ägypten und der Türkei aufgrund Ankaras deutlicher Reaktion auf den Militärputsch vom 3. Juli wird vermutet, dass die Ausstrahlung eines Senders der Muslimbrüder in der Türkei für weitere Spannungen zwischen beiden Ländern sorgen wird.
Die bilateralen Beziehungen sind sehr angespannt, seitdem das Militärregime im November den türkischen Botschafter zur persona non grata erklärt hatte.
Bisherige Versuche im Mediensektor scheiterten
Kamal el-Helbawy, der Vizepräsident des Verfassungsausschusses und einer der Führer der Muslimbruderschaft, war der Meinung, dass ein Fernsehsender der Muslimbrüder, der aus dem Ausland sendet, scheitern würde. Nach dem Sturz des Diktators Hosni Mubarak im Jahr 2011 hatte die Bewegung die Zeitung „Freiheit und Gerechtigkeit” und den Fernsehsender „Misr 25” als Referenz zur Revolution gegründet. Beide scheiterten aber am Mangel fachkundigen Personals.
Die ägyptischen Medien, welche die Türkei beschuldigen, für die Proteste in Ägypten verantwortlich zu sein, argumentierten, dass der Rabia-Sender eine Operation und Initiative des türkischen Geheimdienstes wäre. Laut einem Bericht der Al-Ahram sagte der Journalist Neshat al-Dihi, der das staatlich türkische Radio- und- Fernsehunternehmen (TRT) verlassen hatte, im Fernsehen, dass der türkische Premierminister Erdoğan die Muslimbrüder offen unterstütze, indem er ihnen erlaube, einen Sender zu gründen.
Der ägyptische Soziologe Ammar Ali Hasan sagte auf Arab News am Freitag, dass Versuche, Medien außerhalb des Landes zu gründen, ausländischen Mächten die Möglichkeit geben würde, die Muslimbruderschaft für eigene Zwecke zu missbrauchen.