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Gesellschaft

„Wichtig für die gesamte Christenheit, aber auch für die Türkei“

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Mit Forderungen zur Wiedereröffnung des 1971 von der türkischen Regierung geschlossenen orthodoxen Priesterseminars in Chalki ist am Donnerstag in Berlin eine Internationale Konferenz zur Religionsfreiheit zu Ende gegangen. (Foto: Murat Durdu)

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Internationale Konferenz zur Religionsfreiheit - Murat Durdu
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Mit Forderungen zur Wiedereröffnung des 1971 von der türkischen Regierung geschlossenen orthodoxen Priesterseminars in Chalki ist am Donnerstag in Berlin eine Internationale Konferenz zur Religionsfreiheit zu Ende gegangen. Chalki sei ein Symbol für die Lage der Religionsfreiheit in der Türkei, sagte der Vorsitzende des Ordens vom Heiligen Andreas, Anthony J. Limberakis (Philadelphia/US-Bundesstaat Pennsylvania). Die zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel gehörende Laienvereinigung war Veranstalter des zweitägigen Kongresses in der Bundeshauptstadt. Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Amerika, Demetrios, äußerte die Hoffnung, dass im Blick auf Chalki eine Lösung immer näher rücke. Ein konkreter Termin sei jedoch noch nicht in Sicht.

Das Seminar auf der Insel Heybeliada (griechisch: Chalki) bei Istanbul ist seit einem Urteil des türkischen Verfassungsgerichts 1971 geschlossen. Als Folge fehlt dem griechisch-orthodoxen Klerus in der Türkei der Nachwuchs, was den Fortbestand des eineinhalb Jahrtausende alten Patriarchates von Konstantinopel und der christlichen Gemeinden gefährdet. Die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte eine Wiedereröffnung mehrmals in Aussicht gestellt, bei dem im Oktober vorgestellten Reformpaket war davon aber nicht mehr die Rede. Stattdessen forderte Erdoğan zunächst Reformen zugunsten der muslimischen Minderheit in Griechenland.

„Wir erwarten eine Entscheidung“

Der für Chalki zuständige Metropolit von Bursa, Elpidophoros, sagte in Berlin, die Wiedereröffnung des Seminars sei „wichtig für die gesamte Christenheit, aber auch für den Islam und die Türkei“, denn die Einrichtung stehe für Frieden und Dialog sowie für eine lange Tradition des Zusammenlebens in gegenseitigem Respekt und menschlicher Liebe. „Wir erwarten keine weiteren Zeichen des guten Willens von der Regierung, sondern eine Entscheidung“, sagte Elpidophoros. Das Ökumenische Patriarchat bereite eine Wiedereröffnung „mit großem Fleiß vor“. Sie solle einen Bildungsstand vermitteln, der dem Standard internationaler Universitäten entspreche. Ihre Abschlüsse sollten unabhängig von der Anerkennung durch den türkischen Staat sein, angestrebt werde vielmehr eine Anerkennung durch Universitäten in aller Welt. Geplant seien auch ein Ausbau der gut ausgestatteten Universität und der Bau eines Konferenzzentrums.

Seitdem die AKP an der Regierung ist, hat sich die Lage nichttürkischer und nichtmuslimischer Bevölkerungsgruppen in der Türkei erheblich verbessert. Die griechisch-orthodoxe Minderheit auf der ägäischen Insel Gökçeada bekam in diesem Frühjahr nach 49 Jahren wieder eine eigene Schule. Im Oktober bekam die Mor Gabriel Klosterstiftung in Mardin, zu dem das weltweit älteste aramäisch-orthodoxe Kloster gehört, 12 Parzellen zurück.

Auch bemüht sich die Regierung um einen Frieden mit der kurdischen Terrororganisation PKK. Zuletzt geriet der Friedensprozess allerdings ins Stocken. Am Wochenende entführte die PKK zum ersten Mal seit langer Zeit wieder türkische Soldaten. Die in Diyarbakır/Lice entführten Soldaten wurden allerdings wieder freigelassen. Erdoğan verurteilte den Vorfall als feigen Akt, der den Friedensprozess sabotieren solle. Dies werde man nicht zulassen. (dtj/KNA)