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Kultur/Religion

Religion: Glaubensfragen vor den Türkei-Wahlen

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Präsident Erdoğan betont bei jeder Gelegenheit seinen tiefen Glauben. Sein Herausforderer Kılıçdaroğlu bricht mit seinem Bekenntnis zum Alevitentum einen Twitter-Rekord. Warum die Religion bei den Türkei eine prominente Rolle spielt.

„Ich bin Alevit, ich bin ein aufrichtiger Muslim“: Mit diesen Worten bekannte sich der  türkische Präsidentschaftskandidat Kemal Kılıçdaroğlu (CHP) in einem Video zur religiösen Minderheit der Alevit:innen. Mit dem Schritt wagte er einen Tabubruch, weil Alevit:innen in der Türkei bis heute von Diskriminierung betroffen sind – und sprengte Twitter-Rekorde.

Der oppositionelle Kılıçdaroğlu war in der Vergangenheit nicht durch besondere Religiosität aufgefallen. Ganz anders: Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan. Der konservative AKP-Politiker setzt seit jeher auf die gläubigen Massen in der Türkei. Jüngst machte er gar Wahlkampf in einer der wichtigsten Moscheen der Türkei. In der Sultan Ahmet Moschee, auch bekannt als die Blaue Moschee in Istanbul.

Wettkampf um die tiefste Frömmigkeit?

Gebete, Moschee-Eröffnungen, Iftar-Programme: Religion und der religiöse Diskurs spielen in der heißen Phase des türkischen Wahlkampfs mehr und mehr eine Hauptrolle. Es scheint, als liefere sich die Opposition mit der Regierung einen Wettkampf um die tiefste Frömmigkeit.

Keine Frage: Selbstverständlich liegt in den Tagen des Ramadans, der zufällig mit dem Wahlkampfzeitraum zusammenfiel, das Hauptaugenmerk der meisten Türk:innen auf ihrem Glauben. Religion und religiöse Rituale zum bestimmenden Faktor der Politik zu machen, erscheint vielen Beobachter:innen aber als scheinheilig.

Zehn bis 15 Prozent der Wähler noch unentschlossen

Zumal die weltlichen Probleme der Türkei eigentlich alle Ressourcen der Politiker:innen binden sollten. Ob die vielen noch unentschlossenen Wähler:innen, die Religion als entscheidendes Wahlkriterium wahrnehmen, dem bislang eher säkularen Kılıçdaroğlu ihre Stimme geben, ist fraglich. Immerhin kommen sie in Umfragen auf zehn bis 15 Prozent.

Indes scheint die Opposition vielmehr keine gemeinsame, integrative Politik entwickeln zu können, die die Gesellschaft überzeugt und Vertrauen erweckt. Und Erdoğan? Der macht ernst, lässt Kritiker:innen verhaften, wettert – wie die Opposition – gegen Geflüchtete (DTJ-Online berichtete) und betont seinen Glauben.

Präsident fällt in Umfragen ab: Ist Erdoğans Ende bereits besiegelt?

Zu Kılıçdaroğlus Alevit:innen-Video äußerte sich der Präsident zuletzt nicht. In der Vergangenheit nahm er die religiöse Minderheit aber sehr wohl ins Visier. So behauptete er etwa, Alevit:innen seien unter den Richter:innen in der Türkei „dominant“. Sie versuchten, „eine neue Religion“ zu erfinden.

Wer’s glaubt, …

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