Menschenrechte
Riesendemo in Istanbul mit Nebengeräuschen: „Gaza ist nicht allein“
In Istanbul versammelten sich an Neujahr in den frühen Morgenstunden Tausende auf der Galata-Brücke zu einer Kundgebung, um ihre Solidarität mit Gaza auszudrücken. Die Veranstaltung, an der zahlreiche regierungsnahe Organisationen beteiligt waren, wurde sowohl durch emotionale Reden als auch durch Polizeieinsätze gegen kritische Protestierende geprägt.
Am 1. Januar fand auf der Galata-Brücke in Istanbul eine Kundgebung zur Unterstützung der Bevölkerung Gazas statt, organisiert von regierungsnahen Organisationen. Tausende Menschen zogen von Moscheen wie der Ayasofya und der Süleymaniye-Moschee in Prozessionen zum Veranstaltungsort.
Bilal Erdoğan, Sohn von Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Mitglied im Vorstand der Jugendorganisation TÜGVA, rief bei seiner Rede: „Gaza ist nicht allein. Wir sind hier mit unseren Gebeten und unserer Wut. Die Türkei steht an der Seite der Unterdrückten.“ Dabei verurteilte er Israel als „zionistisches und unterdrückendes Regime“, das Zivilisten sowie religiöse Stätten angreife.
Polizei verhindert Aufeinandertreffen
Während der Kundgebung kam es jedoch zu Kontroversen: Eine Gruppe von Protestierenden wollte Transparente mit der Aufschrift „Killer ZIM und Maersk raus aus der Türkei“ zeigen, um die Handelsbeziehungen der Türkei zu israelischen Unternehmen zu kritisieren.
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Die Polizei verhinderte den Einlass der Gruppe und nahm mehrere Demonstrierende fest. Hüseyin Kılıç, ein Aktivist der Gruppe „Schiff des Gewissens für die Freiheit“, äußerte scharfe Kritik: „Unsere Freunde wurden verhaftet, weil sie darauf hingewiesen haben, dass diese Firmen von israelischen Angriffen profitieren. Die Türkei verteidigt hier eher deren Interessen als die der Menschen in Gaza.“
Hilfsschiff für Gaza blockiert?
Kılıç hob hervor, dass die türkische Regierung ein geplantes Hilfsschiff für Gaza blockiert habe, und bezeichnete die Solidaritätsbekundungen auf der Kundgebung als rein symbolisch: „Man spricht hier von Unterstützung für Gaza, doch zugleich stoppt man Projekte, die wirklich helfen könnten. Die Unterstützung bleibt reine Rhetorik.“
Auf der Galata-Brücke wurden riesige Banner mit der Aufschrift „Stoppt den Genozid in Gaza“ in Englisch und Türkisch aufgehängt. Strenge Sicherheitsvorkehrungen prägten die Veranstaltung, und viele Teilnehmer erreichten die Kundgebung nur mit großen Umwegen. Vertreter der Veranstalter äußerten sich auf Anfrage nicht zu den Verhaftungen, die erneut die Frage nach der Konsequenz türkischer Palästina-Politik aufwarfen.
dpa/dtj