Politik
Türkei befürchtet: Israel will Libanon besetzen – und nicht nur das
Die bereits erwartete Bodenoffensive Israels im Libanon ist im Gange. Ankara unterstellt der israelischen Armee, das Land besetzen zu wollen und warnt vor weitreichenden Folgen.
Die Türkei unterstellt Israel, mit der nun begonnenen Bodenoffensive auf eine Besetzung des Libanons abzuzielen. „Der UN-Sicherheitsrat muss das Völkerrecht wahren und die notwendigen Maßnahmen gegen diesen Angriff ergreifen, der auf die Besetzung Libanons abzielt“, teilte das türkische Außenministerium in Ankara mit.
Israelische Bodentruppen waren in der Nacht von Montag auf Dienstag in den Süden des Libanons vorgedrungen. Die erste Bodenoffensive seit dem letzten Libanon-Krieg 2006 hat den Codenamen „Pfeile des Nordens“ und richtet sich laut offiziellen Angaben gegen die Hisbollah-Miliz. Die israelische Armee sprach von „begrenzten“ Angriffen auf Ziele in Grenznähe und nannte diese eine unmittelbare Bedrohung für Gemeinden in Nordisrael.
Erdoğan spricht von „Groß-Israel“-Plänen
Das türkische Ministerium nannte das Vorgehen einen „illegalen Invasionsversuch“, der die Sicherheit und Stabilität der „Region und darüber hinaus“ gefährde und „eine neue Welle von Migration auslösen und Extremisten weltweit Auftrieb geben“ könne.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan behauptete sogar, Israel habe es auch auf die Türkei abgesehen: „Die israelische Führung wird nach Palästina und dem Libanon unser Land ins Visier nehmen“, so Erdoğan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
Beweise für derartige Pläne der israelischen Regierung legte er nicht vor. Teile der israelischen Rechten verfolgen in der Tat den Traum von „Groß-Israel“, der sich auf einen israelischen Staat einschließlich der palästinensischen Gebiete bezieht – also den Gazastreifen, das Westjordanland und Ost-Jerusalem. Die Türkei wird dabei nicht erwähnt.
dpa/dtj