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Wirtschaft

Türkischer Leitzins steigt auf 40 Prozent – Vertrauensverlust droht

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Die türkische Lira bleibt instabil. Foto: Shutterstock
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Überraschend deutlich erhöhte die Türkische Zentralbank den Leitzins auf 40 Prozent. Indes bleibt unklar, ob die Steigerung ausreichen wird, um der Inflation im Land Einhalt zu gebieten. Der Druck auf die Notenbankchefin Hafize Gaye Erkan wächst.

Die Türkische Zentralbank hat erneut eine deutliche und überraschende Zinserhöhung vorgenommen. Der Leitzins liegt jetzt bei 40 Prozent, was den dritten Anstieg in dieser Größenordnung in Folge markiert. Marktanalysten hatten mit einer Erhöhung auf 37,5 Prozent gerechnet.

Die Chefin der Nationalbank, Hafize Gaye Erkan, bleibt konsequent in ihrer Strategie: Seit ihrem Amtsantritt hat sie den türkischen Leitzins um mehr als das Vierfache erhöht. Bereits zu Beginn ihrer Amtszeit im Juni hob sie den Leitzins von 8,5 auf 15,0 Prozent an. Als international erfahrene Finanzexpertin wird Erkan von vielen Ökonomen und Marktbeobachtern als Hoffnungsträgerin im Kampf gegen die hohe Inflation angesehen.

Türkische Zentralbank vollzieht beispiellose Kehrtwende

Unter ihrer Leitung vollzog die türkische Zentralbank eine beispiellose Kehrtwende. Zuvor hatte sich Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan für niedrigere Leitzinsen eingesetzt und starken Einfluss auf die Zentralbankentscheidungen genommen. Diese unkonventionelle Vorgehensweise führte – wenig überraschend für viele Ökonomen – zu einem Scheitern.

Türkei: Inflation steigt wieder über 60 Prozent

Trotz der drastischen Anhebung der Leitzinsen bleibt fraglich, ob diese ausreichen, um die Inflation in der Türkei nachhaltig zu bekämpfen. Die türkische Lira befindet sich nach wie vor im freien Fall und notiert auf Rekordtief gegenüber dem Dollar und Euro. Das ist auf den massiven Vertrauensverlust zurückzuführen, den die Währung unter Staatschef Erdoğan erlitten hat.

Experten warnen vor Vertrauensverlust in die Lira

Experten der Commerzbank berichten: „Der Devisenmarkt ist stets darauf bedacht, dass Erdoğan den Stecker zieht oder Zinssenkungen fordert, sobald sich die Lage etwas verbessert hat.“ Beides wäre katastrophal, fügen sie hinzu. Unter diesen Umstände seien die Risiken, die mit der türkischen Geldpolitik und besonders mit der Lira verbunden werden, trotz der Zinswende hoch.

Solange die Anleger befürchten, dass Erdoğan die Notenbankchefin Erkan behindern könnte, wird sich die Lira nicht nachhaltig erholen können. Und so wächst der Druck auf die Währungshüterin weiter. Es bleibt abzuwarten, ob Erdoğan das Vertrauen in die Lira so nachhaltig zerstört hat, dass unter seiner Präsidentschaft keine Reduzierung der Inflationsraten möglich ist. Denkbar wäre es.