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Film/Kultur/Religion

Vakıflı: Letztes armenisches Dorf der Türkei vor ungewisser Zukunft

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Zwei Männer spielen ein Brettspiel im Teehaus von Vakıflı, umgeben von der traditionellen Steinarchitektur des Dorfes. Foto: kulturportali.gov.tr
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Vakıflı, das letzte von hauptsächlich Armeniern bewohnte Dorf der Türkei, steht vor großen Veränderungen. Ein staatliches Wohnbauprojekt könnte die historische und kulturelle Struktur der kleinen Gemeinde in der Provinz Hatay massiv beeinflussen.

Das armenische Dorf Vakıflı in der Provinz Hatay steht vor einer ungewissen Zukunft. Wie der Informationsdienst des Hilfswerks „Pro Oriente“ berichtet, droht das letzte von Armeniern bewohnte Dorf der Türkei durch ein geplantes staatliches Wohnbauprojekt stark verändert zu werden. Die Bewohner befürchten, dass der Bau das soziale und kulturelle Gefüge der kleinen Gemeinde mit weniger als 150 Einwohnern nachhaltig stören könnte.

Besonders besorgniserregend sei, dass laut „Vatikan News“ fast die Hälfte des Dorfes von Enteignungen betroffen sein könnte. Bereits in der Vergangenheit gab es juristische Auseinandersetzungen um Immobilien, die einst der armenischen Gemeinschaft gehörten. Obwohl das türkische Verfassungsgericht im Jahr 2022 eine Verletzung der Eigentumsrechte feststellte, wurden die betroffenen Grundstücke bislang nicht an die Armenische Kirchen-Stiftung von Vakıflı zurückgegeben.

Historische Wurzeln und kulturelles Erbe von Vakıflı

Das Dorf erlitt beim schweren Erdbeben im Februar 2023 erhebliche Schäden. Viele Gebäude wurden zerstört oder stark beschädigt, darunter auch die örtliche Kirche. Nun droht mit dem Bauprojekt eine weitere tiefgreifende Veränderung für die Gemeinschaft.

Vakıflı ist historisch mit den Ereignissen von 1915 verbunden, als viele Armenier am Mosesberg (Musa Dağı) Zuflucht suchten. Die heutigen Bewohner sind Nachkommen jener Menschen, die dort wochenlang ausharrten, bis sie von einem französischen Kriegsschiff aufgenommen wurden. Die Geschehnisse jener Zeit inspirierten Franz Werfel zu seinem bekannten Roman „Die 40 Tage des Musa Dagh“.

Bis heute sprechen die Dorfbewohner einen einzigartigen armenischen Dialekt, der mit arabischen und türkischen Einflüssen durchmischt ist. Doch mit dem drohenden demografischen Wandel könnten Sprache und Traditionen der letzten armenischen Gemeinde der Türkei zunehmend verloren gehen.