Flucht/Migration Politik

Assad-Diktatur vorbei: Was wird jetzt aus Syrien und den syrischen Flüchtlingen weltweit?

  • Dezember 8, 2024
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Assad-Diktatur vorbei: Was wird jetzt aus Syrien und den syrischen Flüchtlingen weltweit?

Der Sturz Assads markiert einen Wendepunkt in der Geschichte Syriens, viele Staaten und der überwältigende Teil der syrischen Bevölkerung im In- und vor allem Ausland reagieren positiv. Aber die Zukunft des Landes und der weltweit verstreuten syrischen Flüchtlinge bleibt ungewiss. 

Innerhalb von nur zwei Wochen haben von der Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) angeführte und sehr wahrscheinlich der Türkei unterstützte Rebellen Syrien überrannt und am Sonntagvormittag den langjährigen Machthaber Baschar al-Assad gestürzt. Nun ist die Frage, was aus dem Land, das über 13 Jahre unter einem Krieg litt und seit insgesamt rund 50 Jahren von Assad und von seinem Vater brutal regiert wurde, wird. Insbesondere die unmittelbaren Nachbarländer Syriens blicken mit Spannung in Richtung Damaskus.

Die Hoffnung ist, dass das Land sich wieder stabilisiert und es kein Blutvergießen gibt. Äußerungen des HTS-Führers Abu Mohammed al-Dschulani nähren die Hoffnung auf einen geordneten Machtwechsel. Doch es besteht auch die Gefahr, dass das Land nach Assads Flucht in ein neues Machtvakuum geraten könnte. Die islamistische HTS ist derzeit die stärkste Kraft unter den Rebellen, aber rivalisierende Gruppierungen, darunter von der Türkei unterstützte Milizen und kurdische Kräfte im Nordosten, könnten erneut Konflikte auslösen. Unklar ist auch, ob Syrien in einer neuen Koalition vereint wird oder ob Rivalitäten zwischen Rebellengruppen zu weiteren Kämpfen führen. Zellen des Islamischen Staates (IS) könnten die Instabilität weiter verschärfen.

Interessant ist auch, wie sich Akteure wie Russland, die Türkei und die USA verhalten. Während Russland und die Türkei möglicherweise mit den neuen Machthabern Absprachen treffen, dürften die USA ihren Einfluss reduzieren. Der künftige US-Präsident Donald Trump sagte bereits am Samstag, dass „Syrien nicht unser Problem“ sei.

Kehren die syrischen Flüchtlinge in der Türkei und Deutschland in die Heimat zurück?

Neben der politischen Situation in Syrien steht in diesen Tagen besonders die Situation der syrischen Flüchtlinge im Fokus. Sollte sich die Lage im Land tatsächlich stabilisieren, könnten viele der 14 Millionen Vertriebenen über eine Rückkehr nachdenken. Besonders in den Nachbarländern wie der Türkei, Jordanien und dem Libanon könnten Flüchtlinge unter bestimmten Bedingungen zurückkehren. Der türkische Außenminister Hakan Fidan hat bereits in einer ersten Reaktion auf den Sturz von Assad erklärt, dass Millionen Flüchtlinge zurückkehren können. In der Türkei halten sich nach offiziellen Angaben rund 3,5 Millionen Menschen aus Syrien auf.

Auch in Deutschland leben knapp eine Million Syrer, von denen viele eine befristete Aufenthaltserlaubnis oder inzwischen sogar einen deutschen Pass haben. Während einige Flüchtlinge bei einer positiven Entwicklung in Syrien zurückkehren könnten, würden viele, die in Deutschland Arbeit und eine neue Lebensgrundlage gefunden haben, vermutlich bleiben.

Die Zukunft Syriens hängt entscheidend davon ab, ob ein friedlicher Übergang gelingt oder ob neue Konflikte das Land weiter zerrütten. Für die syrischen Flüchtlinge weltweit bleibt die Rückkehr in ihre Heimat trotz der Riesenfreude über das Ende der Assad-Ära unsicher und von der politischen und humanitären Entwicklung im Land abhängig.

dtj/dpa

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