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Politik

Erdoğan sieht keinen Unterschied zwischen Hitler und Netanjahu – Konter folgt auf dem Fuße

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02.12.2023, Hamburg: Eine Demonstrantin hält bei einer propalästinensischen Demonstration ein Schild mit der Aufschrift "Hitler der modernen Zeit - Stop this monster Satanjahu!" hoch, das sich gegen den israelischen Regierungschef Netanjahu richtet. Seit dem blutigen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der israelischen Gegenoffensive gibt es auch in Deutschland immer wieder Solidaritätsbekundungen mit der einen oder der anderen Seite des Konflikts. Foto: Markus Scholz/dpa
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Der türkische Präsident Erdoğan hat den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu erneut für das Vorgehen im Gaza-Krieg angegriffen und ihn mit Adolf Hitler verglichen. Netanjahu reagierte umgehend.

Der Krieg in Gaza hält seit Wochen an, über 21.000 Menschen sollen beim israelischen Vorgehen gestorben sein. Die Infrastruktur ist größtenteils zerstört, die Menschen haben kaum eine Möglichkeit, sich zu schützen. Während es in westlichen Ländern kaum Kritik an den Bombardements gibt, denen zum Großteil Zivilisten zum Opfer fallen, ist die Empörung in islamischen Ländern groß. Vor allem in der Türkei. Präsident Recep Tayyip Erdoğan nutzt nahezu jede Gelegenheit, um sich an die Spitze der kritischen Stimmen zu stellen und neigt dabei nicht selten dazu, über die Stränge zu schlagen.

„Wir haben Israels Nazilager in Stadien gesehen, nicht wahr? Was ist das? Wie unterscheidet ihr euch von Hitler?“, sagte er am Mittwoch bei einer Verleihung von Wissenschaftspreisen in Ankara. Er erläuterte nicht, was er genau meinte, allerdings kursierten in sozialen Medien in den vergangenen Tagen Videos von palästinensischen Gefangenen, die in einem Stadion im Gazastreifen festgehalten wurden. „Gibt es irgendetwas, das Netanjahu weniger getan hat als Hitler? Nein“, so Erdoğan weiter.

Israel trat Erdoğans Äußerungen entschieden entgegen. „Seine Worte sind für jeden Juden auf der ganzen Welt zutiefst beleidigend“, erklärte der israelische Präsident Izchak Herzog am Mittwochabend. Der türkische Präsident habe das Andenken an Millionen Juden verletzt, die von den Nazis ermordet wurden. Netanjahu selbst konterte den Vergleich auf X mit folgenden Worten: „Erdoğan, der Genozid an den Kurden begeht, der einen Weltrekord bei der Inhaftierung von Journalisten hält, die sich seiner Herrschaft entgegenstellen, ist der Letzte, der uns Moralpredigten halten kann.“ Der israelische Premier beschuldigte seinen Gegenüber außerdem, die Hamas in Schutz zu nehmen und deren Vertreter im Land zu beherbergen.

„Deutschland zahlt auch heute noch den Preis dafür“

Erdoğan bemängelte zudem, dass aus Deutschland keine Verurteilung Netanjahus für die vielen zivilen Opfer im Gazastreifen komme. „Ich sage das ganz klar, schauen Sie: Deutschland zahlt auch heute noch den Preis für das, was Hitler getan hat. Deshalb schweigt Deutschland, es hat seinen Kopf gesenkt.“

Erdoğan, als Staatschef eines NATO-Landes eigentlich ein Verbündeter der USA, kritisierte zudem erneut die US-Unterstützung für Israel. Mit der Hilfe aus Washington habe die Regierung von Netanjahu über 20.000 Palästinenser im Gazastreifen töten können, sagte er.

„Schlachtet Kurden ab“: Israel attackiert Erdoğan wegen Holocaust-Vergleich

Am Mittwoch hatte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober mindestens 21.110 Menschen getötet worden seien. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Auslöser des Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Hamas-Mitglieder sowie andere Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten und bei dem 1200 Menschen getötet wurden. Die Hamas gilt in vielen Ländern als Terrororganisation.

Erdoğan ist ein entschiedener Unterstützer der Palästinenser. Er weigert sich, die islamistische Hamas als terroristisch einzustufen und greift Netanjahu immer wieder scharf verbal an. Er hatte ihn zum Beispiel auch als „Schlächter von Gaza“ bezeichnet. Auch vor Hitler-Vergleichen schreckt er nicht zurück, wie er bereits in der Vergangenheit bewiesen hatte.

dpa/dtj