Flucht/Migration Uncategorized

Flucht, Verfolgung und Hoffnung: Streaming-Start von „Exodus“ an denkwürdigem Tag

  • Juni 20, 2025
  • 4 min read
  • 356 Views
Flucht, Verfolgung und Hoffnung: Streaming-Start von „Exodus“ an denkwürdigem Tag

Am heutigen UN-Weltflüchtlingstag startet der preisgekrönte Spielfilm „Exodus“ des zyprischen Regisseurs Serkan Nihat auf internationalen Streaming-Plattformen. Im Zentrum steht das Schicksal von Verfolgten nach dem Putschversuch in der Türkei – und die bittere Realität von Geflüchteten in Europa. Das Werk ist mehr als politisches Drama – es ist ein Appell an Menschlichkeit und Gewissen.

Ein vielfach prämierter Film des zyprischen Regisseurs Serkan Nihat wird ab dem UN-Weltflüchtlingstag, der am heutigen 20. Juni begangen wird, auf mehreren Streaming-Plattformen zu sehen sein. Sowohl Amazon Prime Video als auch Apple TV, YouTube TV, Vimeo on Demand und Google Play Movies & TV werden die Produktion „Exodus“ von Murat Kesgin in ihr Programm aufnehmen.

Der Film wurde 2024 bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin uraufgeführt. Nachdem er bereits dort auf begeisterte Reaktionen gestoßen war, startete „Exodus“ auch auf dem London Independent Film Festival. Dort erhielt er eine Auszeichnung als „Bestes Drama“.

„Exodus“ zeigt die tägliche Realität Millionen Flüchtender

Im Zentrum der Handlung stehen ein Akademiker, ein Polizist und ein Künstler, deren Wege sich nach dem gescheiterten Putschversuch 2016 auf der Flucht kreuzen. Sie können sich am Ende dem Zugriff der türkischen Sicherheitskräfte entziehen, sehen sich aber schon bald mit der bitteren Lebensrealität Flüchtender auf dem Weg nach Europa konfrontiert.

Ihr Schicksal teilen sie mit anderen Schutzsuchenden – unter anderem einer jesidischen Frau, einem Afrikaner und einem kurdischen Mädchen. Der Verfolgung und der Lebensgefahr auf der Fluchtroute entkommen, werden Ablehnung und Rassismus in Europa zu ihrer neuen Lebensrealität.

Das Drama „Exodus“ wurde in Istanbul, London und Zypern gedreht. Sein Anliegen ist es nicht allein, auf die politische Verfolgung von Oppositionellen oder Mitgliedern der Gülen-Bewegung in der Türkei aufmerksam zu machen. Vielmehr will er auch generell die Augen auf das unsichtbare Leid von Millionen Menschen lenken, die sich weltweit auf der Flucht befinden. Produzent Kesgin spricht von einem „Ruf des Gewissens“.

Vom Werbefilm zum politischen Drama

Regisseur Nihat äußerte gegenüber dem Magazin „Velev“, er habe zuvor hauptsächlich Werbefilme und Markenvideos gemacht. Erst mit „Exodus“ habe er seine Leidenschaft dafür entdeckt, Spielfilme zu drehen. Er sei „geborener Optimist“, äußert er weiter. Leider habe man jedoch im vergangenen Jahrzehnt beobachten müssen, wie die Menschheit sich in eine falsche Richtung bewege: „Es scheint in jedem Winkel der Welt Konflikte und Spaltungen zu geben. Diese Konflikte wurden vor allem durch die sozialen Medien angeheizt und haben Länder gespalten.“

Mächtige profitierten davon, die Menschen gegeneinander in Stellung zu bringen und aufzuhetzen. Diese Taktiken seien seit Jahrhunderten bekannt, aber zu viele Menschen hätten ein zu kurzes Gedächtnis. Der Durchbruch neuer Technologien ist aus Nihats Sicht eher Teil des Problems selbst als der Lösung.

Sie böten billige Annehmlichkeiten, nähmen uns jedoch das Menschliche. In der Zwischenzeit nehme das Macht- und Reichtumsgefälle zu. Die Rechte der Arbeitenden und der Einfluss der Mittelschicht werde hingegen geringer.

Regisseur Nihat: Botschaft zu Beginn von „Exodus“ auch in 50 Jahren noch aktuell

Der Filmemacher sieht eine neutrale Politik der Mitte und eine Distanz zu allen politischen Akteuren als einzigen Weg, der zunehmenden Spaltung und Ideologisierung entgegenzuwirken. Der Mitte fehle es jedoch an Ideen und Führung.

Währenddessen seien Menschen zurecht wütend über Bürokratie oder Untätigkeit. Leider profitierten davon extreme Gruppen, die Angst und Ressentiments ausnutzten – und dies funktioniere. Wer sich blind an eine Gruppe oder eine identitäre Zugehörigkeit klammere, sei gezwungen, alles zu unterstützen, was diese tue. Mit der Zeit gehe dies auf Kosten der eigenen Prinzipien. Die Folgen seien gravierend, betont Nihat: „Dies ermöglicht es den Machthabern, einseitig zu handeln und jahrhundertealte Rechte im Namen des sogenannten Fortschritts schrittweise abzuschaffen.“

Der Hauptprotagonist „Hakan“ in „Exodus“ halte zu Beginn des Filmes einen Vortrag über diese Themen, „und leider denke ich, dass die Worte im Film auch fünfzig Jahre später noch gültig sein werden“.

About Author

dtj-online