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Politik

Getreide und NATO: Erdoğan bezieht Position

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Istanbul: Recep Tayyip Erdoğan (hinten), Präsident der Türkei, kommt mit Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, zu einer gemeinsamen Pressekonferenz nach ihrem Treffen in Istanbul. Foto: Francisco Seco/AP/dpa
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Der ukrainische Präsident Selenskyj war am Freitag und Samstag zu Besuch in der Türkei. In den Gesprächen mit seinem türkischen Amtskollegen ging es vor allem um den auslaufenden Getreide-Deal und eine mögliche NATO-Mitgliedschaft der Ukraine.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hofft auf eine erneute Verlängerung des Abkommens zum Export von ukrainischem Getreide, das in wenigen Tagen ausläuft. Er hoffe, dass die Vereinbarung um zwei oder drei Monate verlängert werde, Ziel sei aber eine Dauer von zwei Jahren, sagte Erdoğan am Freitagabend nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Istanbul. Die Bemühungen darum gingen weiter.

Der türkische Präsident sagte zudem, er wolle den russischen Präsidenten Wladimir Putin im kommenden Monat in der Türkei treffen. Der Kreml hatte zuvor mitgeteilt, dass ein Treffen geplant sei, ein Termin aber noch nicht feststehe.

Das Getreideabkommen läuft am 17. Juli aus. Russland droht damit, die unter Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei im Sommer vorigen Jahres geschlossene Vereinbarung nicht zu verlängern. Das Getreideabkommen hatte eine monatelange russische Seeblockade ukrainischer Schwarzmeerhäfen beendet.

„Russland führt sich so auf, als ob ihnen das gesamte Schwarze Meer gehört“

Selenskyj warf Moskau vor, in den vergangenen Tagen die Passage von Schiffen auf dem Korridor, über den Lebensmittel aus Häfen bei der südukrainischen Stadt Odessa exportiert werden, blockiert zu haben. „Russland führt sich so auf, als ob ihnen das gesamte Schwarze Meer gehört“, beschwerte sich der ukrainische Präsident. Es seien daher mehr Anstrengungen nötig, die „aggressiven Ambitionen“ Moskaus zu beschränken.

Selenskyj warnte: „Von unserer Zusammenarbeit hängt die Lebensmittelsicherheit vieler Völker in Afrika, Asien und Europa ab.“ Es sei sehr wichtig, dass der Welt dabei geholfen werde, dem Hunger zu widerstehen. Er hoffe zudem darauf, dass das Gebiet Mykolajiw im Süden der Ukraine ebenfalls in den Korridor aufgenommen wird.

Erdoğan: Ukraine hat NATO-Mitgliedschaft „zweifellos verdient“

Bei dem Treffen bekundete Erdoğan zudem seine Unterstützung für eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine. „Die Ukraine hat die NATO-Mitgliedschaft zweifellos verdient, sagte er.

Selenskyj hatte zuletzt immer wieder eine konkrete Beitrittseinladung für sein Land gefordert, das sich seit über 16 Monaten gegen einen Angriffskrieg Russlands zur Wehr setzt. Die USA dämpften am Freitag aber Hoffnungen der Ukraine auf einen raschen Beitritt zu dem westlichen Bündnis.

NATO-Gipfel in Vilnius könnte etwas Klarheit bringen

Innerhalb des Verteidigungsbündnisses gab es bis zuletzt Diskussionen darüber, wie genau beim NATO-Gipfel in der kommenden Woche auf die Beitrittshoffnungen der Ukraine eingegangen werden soll. Auch Selenskyj wird dort erwartet.

Länder wie Litauen und Polen fordern nach Angaben aus Bündniskreisen, dass das Land die Zusage bekommen sollte, direkt nach einem möglichen Kriegsende aufgenommen zu werden. Andere Länder wie Deutschland wollen solche Versprechen hingegen eigentlich nicht geben. Sie verweisen unter anderem darauf, dass ein NATO-Beitritt weiter an die Erfüllung von Bedingungen geknüpft sein sollte. So muss das Militär zum Beispiel einer zivilen und demokratischen Kontrolle unterliegen.

dpa/dtj