Panorama
Heroin-Rohstoff: Taliban verbieten Mohnanbau in Afghanistan
Der oberste Führer der Taliban in Afghanistan, Haibatullah Achundsada, hat den Anbau von Mohn in dem Land verboten.
Ein Dekret gab der Chefsprecher der Taliban, Sabiullah Mudschahid, am Sonntag bekannt. Darin heißt es, bei Verstößen gegen die Anordnung werde die Ernte sofort vernichtet, und Verantwortlichen drohe eine Strafe nach dem islamischen Recht, der Scharia. Afghanische Opiate dominieren nach einem UN-Bericht vom November den internationalen Schwarzmarkt und beliefern acht von zehn Konsumenten weltweit.
Die militant-islamistischen Taliban, die im August die Macht in Afghanistan übernommen hatten, galten selbst in der Vergangenheit als Profiteure des Drogengeschäfts. Sie sollen damit ihren früheren Kampf gegen die ehemalige Regierung in Kabul und die mittlerweile abgezogenen internationalen Streitkräfte finanziert haben.
Schon davor illegal
Mit Opium wurden laut dem UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) im Jahr 2021 zwischen 1,8 Milliarden und 2,7 Milliarden US-Dollar (1,6 Milliarden und 2,4 Milliarden Euro) in Afghanistan umgesetzt. Rund ein Zehntel der afghanischen Wirtschaftsleistung beruhte demnach auf Opium. Mit dem Erlass vom Sonntag werden zudem Konsum, Transport, Handel, Ex- und Importe sowie Fabriken zur Herstellung von Drogen aller Art, darunter auch Haschisch, verboten.
Der Mohnanbau war bereits vor der Machtübernahme der Islamisten illegal, denn berauschende Mittel sind im Islam verboten. Er war dennoch weit verbreitet, und neben den Taliban profitierten auch Mitglieder der ehemaligen Regierung von dem Handel. Seit ihrer Machtübernahme hatten die Taliban Berichten zufolge keine durchgängige Politik.
Wirtschaftlich isoliert
In manchen Bezirken sollen Drogenfabriken geschlossen, andernorts ihr Betrieb wiederum ignoriert worden sein. Mit dem Verbot kommen die Taliban zugleich auch Forderungen westlicher Regierungen zur Bekämpfung des Drogenanbaus entgegen.
Bisher hat noch kein Staat der Welt die Taliban-Regierung anerkannt. Die Wirtschaft des von mehr als 40 Jahren Konflikten gezeichneten Landes ist seit ihrer Machtübernahme massiv geschrumpft. Bei einer Geberkonferenz kamen kürzlich rund 2,4 Milliarden Dollar (etwa 2,2 Milliarden Euro) zur Unterstützung Afghanistans und seiner Nachbarländer zusammen.
dpa/dtj