Interkulturelle Kita: Hat die Stadt Solingen ein Übernahmeangebot ausgeschlagen?

Wie die Rheinische Post jüngst berichtete, haben alle Kinder der inzwischen geschlossenen interkulturellen Kita Elele in Solingen-Höhscheid einen neuen Betreuungsplatz erhalten. Doch Vorwürfe gegen die Stadt bleiben nach wie vor bestehen.
Was passiert mit den Kindern einer Kita, die wegen Insolvenz schließt? Einige Deutsch-Türken mögen da an den pathetischen Film „Hababam Sınıfı“ denken. In der Kultfilmreihe wurde eine Schule geschlossen. Als Protest setzten dann engagierte Lehrer und ihre Schüler den Unterricht im Wald fort. Diese Behelfslösung würde für die Solinger Kita „Elele“ natürlich nicht in Frage kommen.
Laut Rheinischer Post sind die Kinder nun mit neuen Plätzen versorgt. Doch für Freude bleibt kaum Raum, angesichts neuer Details, die bekannt wurden.
Laut RP: Bestätigtes Angebot aus Dortmund ignoriert
Denn wie das Blatt berichtet, hatte das Ruhr Familienbildungszentrum (RuFa) aus Dortmund bereits Anfang Mai ein Angebot zur Übernahme der Kita unterbreitet. Dessen Vorsitzender, Ali Türkoğlu, erklärte, man habe der Stadt Solingen das Interesse schriftlich mitgeteilt und ein Konzept vorgelegt. Eine Möglichkeit, dieses Konzept persönlich vorzustellen, habe es nicht gegeben. Stattdessen sei mitgeteilt worden, dass zunächst Gespräche mit einer Elterninitiative geführt würden. Eine Rückmeldung nach deren Scheitern sei ausgeblieben.
Das Ruhr Familienbildungszentrum betreibt nach eigenen Angaben seit Jahren bilinguale Kindertagesstätten und legt besonderen Wert auf Vielfalt, Partizipation und den respektvollen Umgang mit Kindern unterschiedlicher Herkunft.
Zum Zeitpunkt des Angebots befand sich die Stadt noch in Gesprächen mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Solingen, die über Jahre mit der Kita kooperiert hatte. Diese Verhandlungen scheiterten im Juli. Auch DTJ berichtete über den Prozess. Doch nach der überraschenden Absage der AWO wurde bekannt, dass die Kita nach 32 Jahren schließen muss.
Entweder AWO oder nix?
Ein Sprecher der Stadt bestätigte der RP den Eingang des Angebots aus Dortmund, erklärte jedoch, dass man sich nach dem Rückzug der AWO entschieden habe, keine neuen Verhandlungen mehr zu beginnen. Das Interesse anderer Träger sei unkonkret gewesen, die finanzielle Lage der Kita schwierig. Es sei Eile geboten gewesen, um für alle Kinder neue Betreuungsplätze zu sichern.
Die Kita Elele war 1993 im Jahr des Solinger Brandanschlags gegründet worden, mit dem Ziel, türkische und deutsche Kinder gemeinsam zu betreuen und so ein Zeichen für Verständigung zu setzen. Viele Eltern hatten sich einen Fortbestand dieser Einrichtung gewünscht. Dieser Wunsch bleibt nun unerfüllt.