Gesellschaft
Interreligiöses Iftar in Berlin: Zeichen der Einheit und des Dialogs

Rund 100 Gäste aus Politik, Religion und Zivilgesellschaft kamen letzte Woche in Berlin zu einem interreligiösen Iftar zusammen. Unter dem Motto „Gemeinsam am Tisch – Fastenbrechen als Zeichen der Einheit“ wurde ein starkes Signal für Zusammenhalt und Verständigung gesetzt.
Am vergangenen Mittwoch fanden sich rund 100 Gäste aus Politik, religiösen Gemeinschaften und Zivilgesellschaft sowie Diplomaten mehrerer Länder zu einer interreligiösen Iftar-Veranstaltung in Berlin ein. Zu der Veranstaltung unter dem Motto „Gemeinsam am Tisch – Fastenbrechen als Zeichen der Einheit“ hatten mehrere Vereine eingeladen. Neben der Islamischen Akademie für Bildung und Gesellschaft (ABG), der Stiftung Dialog und Bildung sowie dem Forum Dialog hatte sich auch der Verband für Gesellschaftliches Engagement an der Ausrichtung beteiligt. Sie alle sind Teil der Gülen-Bewegung, die sich selbst als Hizmet-Bewegung bezeichnet.
Ein Iftar im Zeichen von Frieden, Freundschaft und gesellschaftlicher Verantwortung
Die Eröffnungsrede hielt der Vorstandsvorsitzende der ABG, Dr. Arhan Kardaş. Darin unterstrich er die Bedeutung universeller menschlicher Werte im Islam und dessen Streben nach Harmonie im Zusammenleben. Der Mensch sei „nicht des Menschen Wolf, sondern dessen Freund“. Nicht der Kampf, sondern das Miteinander mache das Leben aus. In einer von Gewalt und Sicherheit geprägten Zeit unterstrich Kardaş: „Es gibt keine Alternative zum Frieden.“
Der katholische Theologe Felix Körner SJ von der Humboldt-Universität zu Berlin hakte sich in diesen Gedanken ein. Körner, der als einer der profundesten Islamkenner in Deutschlands katholischer Kirche gilt, forderte die Anwesenden auf, füreinander einzustehen: „Rücken an Rücken sollten wir uns Halt geben – genau das bedeutet Freundschaft.“
Fasten als Neuausrichtung: Die spirituelle Bedeutung des Ramadan
Dem Ramadan und der Bedeutung des Fastens als dem Anlass des Abends widmete sich der Vorsitzende der Stiftung Dialog und Bildung, Ercan Karakoyun. Das Fasten, so Karakoyun, sei „keine Entbehrung, sondern eine Neuausrichtung“. Es biete die Möglichkeit, sich „von unnötigen Bedürfnissen zu lösen und stattdessen Freiheit in der Begrenzung zu erfahren“.
Zu den prominenten Gästen des Abends gehörte der vorletzte Außenminister der DDR, Markus Meckel. Er stellte die Werte der Verfassung in den Mittelpunkt seiner Grußadresse und unterstrich die Notwendigkeit, diese zu verteidigen. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Jüdischen Gemeinde in Berlin, Sigmount A. Königsberg, ging auf die gespannte innenpolitische Lage und auf Spaltung und Polarisierung ein. Er betonte, dass „der einzige Weg aus Angst und Hass das gemeinsame Handeln ist“.
Eine Grußbotschaft an die zum interreligiösen Iftar versammelte Runde kam auch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Auch diese gelangte im Verlaufe des Abends zur Verlesung.
Mehr als ein gemeinsames Essen in feierlichem Rahmen
Die Koranrezitation im Vorfeld des Fastenbrechens übernahm Selim Akdem von der Stiftung Dialog und Bildung. Die Erzieherin und Leiterin des Instituts für Islamische Information I-ISIN e.V., Sevda Akcuru, sprach ein interreligiöses Gebet. Mit dem Ruf des Muezzins wurde in traditioneller Weise das Fasten gebrochen.
Die anschließende gesellige Runde bot noch über mehrere Stunden hinweg Gelegenheit zum intensiven Austausch. Patricia Böckmann, theologische Referentin im interreligiösen Dialogprojekt House of One, erklärte: „Die Gastfreundschaft dieses Iftars hat mich tief berührt. Es ist eine Ehre, Teil dieser Gemeinschaft zu sein.“
Die Veranstaltung dauerte rund vier Stunden, dennoch fiel es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern am Ende schwer, sich zu verabschieden. Sie gingen mit dem Gedanken nach Hause, dass ein solcher Abend weit mehr sei als ein gemeinsames Essen. Auch am Mittwoch in Berlin hat er sich als Ausdruck für Dialog, Verständigung und ein gelebtes Miteinander gezeigt.