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Kuntz doch nicht raus? Türkischer Fußballverband überrascht mit Ankündigung

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Schwer vorstellbar, dass er nach dem Wirrwarr der letzten Tage noch Türkei-Trainer bleibt: Stefan Kuntz. Foto: Tobias Hase/dpa
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Welch ein unwürdiges Theater um Stefan Kuntz: Am Sonntag meldeten türkische Medien die Entlassung des türkischen Nationaltrainers – und das nicht zum ersten Mal. Nur einen Tag später nun die Kehrtwende: Der Türkische Fußballverband TFF wies die Berichte zurück. Stattdessen soll es am Mittwoch ein Treffen mit dem 60-Jährigen geben. Was wird nun aus ihm? Die Gemüter sind erhitzt, da Kuntz auch als möglicher Nachfolger von Ex-Bundestrainer Hansi Flick gehandelt wird.

Gestern stand für die türkischen Medien fest: Stefan Kuntz ist nicht mehr türkischer Nationaltrainer. Schon zuvor wurde Stimmung gegen den Deutschen gemacht, die schlechten Ergebnisse in der EM-Qualifikation gegen Armenien und im Test gegen Japan, dazu die unglücklichen Aussagen von Kuntz nach der 2:4-Pleite gegen die Japaner war für sie offensichtlich Anlass genug, um seine Entlassung herbeizudichten. Und das nicht zum ersten Mal.

Mehrere türkische Redaktionen, die nicht selten voneinander abschreiben, schilderten ganz genau, wie der Rausschmiss lief. „Am Telefon“ sei Kuntz darüber informiert worden, dass sein bis zur EM 2024 befristeter Vertrag aufgelöst werde. Sie beriefen sich dabei auf die DHA, eine Nachrichtenagentur, die eigentlich glaubwürdig sein sollte. Sogar die Abfindungssumme, die dem Coach wegen der vorzeitigen Auflösung des Vertrags zustehe, wurde genannt – angeblich 1,2 Millionen Euro. Doch heute überraschte der TFF mit einer Pressemitteilung. „Die in den letzten Tagen in gedruckten, visuellen und digitalen Medien verbreiteten Nachrichten und Behauptungen über den Nationaltrainer der A-Nationalmannschaft, Stefan Kuntz, entsprechen nicht der Realität.“

Schwerwiegender Verdacht: Sollte Kuntz zum Rücktritt bewogen werden?

Jetzt fragen sich viele, ob der öffentlich demontierte Fußballlehrer bleibt. Darauf gab der Verband keine eindeutige Antwort. Wie Kuntz auf die Vorkommnisse reagiert, ist zur Stunde ebenfalls unklar. „Der Türkische Fußballverband hat den weiterhin unter Vertrag stehenden Nationaltrainer der A-Nationalmannschaft, Stefan Kuntz, für Mittwoch, den 20. September, zu einem Treffen mit dem Präsidenten des TFF, Mehmet Büyükekşi, […] eingeladen“, heißt es.

Kritisiert werden müssen in dem Zusammenhang nicht nur die unseriös arbeitenden türkischen (Sport-)Medien, sondern auch der Verbandspräsident, der Kuntz zwar immer wieder eine Jobgarantie aussprach, dies aber nicht mit voller Überzeugung. Es ist zudem kaum vorstellbar, dass die DHA mit solch einer Meldung an die Öffentlichkeit geht, ohne eine Info hinter den Kulissen erhalten zu haben. Denkbar ist, dass der Verband darauf gehofft hat, dass Kuntz in diesem Wirrwarr selbst die Reißleine zieht und zurücktritt – und dem Verband die Abfindungssumme erspart. Offenbar ging dieser Plan aber nicht auf. Viele User sozialer Plattformen sind sich jedenfalls einig, dass es sich um ein dreckiges Spiel handelt, bei dem sich viele Akteure die Hände schmutzig machen. Sie stärken Kuntz den Rücken und wünschen ihm, dass er sich das Theater in der Türkei nicht mehr antun muss. „Wir sind nicht mal in der Lage, unseren Trainer zu entlassen“, hieß es in einem Kommentar.

Kuntz als Flick-Nachfolger im Gespräch

Der 60-Jährige trat seine Position als türkischer Nationaltrainer am 20. September 2021 an und übernahm das Team von Şenol Güneş. Seine Bilanz liest sich durchwachsen, ist aber mit 1,95 Punkten pro Spiel die beste eines türkischen Nationaltrainers überhaupt nach Fatih Terim.

Die Verwirrung um Kuntz‘ Zukunft wird nicht nur in der Türkei, sondern auch in Deutschland sehr genau beobachtet. Er steht beim DFB, der derzeit ebenfalls alles andere als eine glückliche Figur abgibt, als Bundestrainer auf der Kandidatenliste. In einem Punkt ist der DFB dem TFF aber voraus: Er hat Hansi Flick sicher von seinen Aufgaben entbunden. Und um einen Punkt müsste sich Kuntz als deutscher Nationaltrainer auch keine Gedanken machen: Die EM-Quali wäre sicher, da Deutschland Gastgeber des nächsten Turniers ist.

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Anmerkung der Redaktion: Auch die DTJ Online-Redaktion wird ihre Lehren aus der Causa ziehen und Meldungen türkischer (Sport-)Medien noch kritischer hinterfragen als bislang.