Panorama

Mutmaßliches Autorennen mit zwei toten Frauen: Verdächtiger Türke war polizeibekannt

  • März 25, 2025
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Mutmaßliches Autorennen mit zwei toten Frauen: Verdächtiger Türke war polizeibekannt

Das mutmaßliche Autorennen in Ludwigsburg endete mit zwei unbeteiligten Frauen: Merve K. und Selin K. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Der Polizei war er bereits bekannt – wegen Delikten im Straßenverkehr.

Der wegen des mutmaßlichen Autorennens im baden-württembergischen Ludwigsburg mit zwei Toten inhaftierte Verdächtige war wegen Straßenverkehrsdelikten bereits polizeibekannt. Das bestätigte ein Sprecher des örtlichen Polizeipräsidiums auf Anfrage. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet. Weitere Angaben zu den Delikten machte der Sprecher nicht.

Bei dem Zusammenstoß in Ludwigsburg am Donnerstagabend waren zwei unbeteiligte Frauen ums Leben gekommen. Der mutmaßliche Unfallverursacher verletzte sich leicht und wurde festgenommen. Gegen den 32-jährigen Gürkan U. wurde Haftbefehl wegen verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit Todesfolge in zwei Fällen erlassen. Das Strafgesetzbuch sieht für Autorennen, bei denen Menschen ums Leben kamen, eine Haftstrafe zwischen einem und zehn Jahren vor.

Zweiter Verdächtiger ermittelt, aber noch auf der Flucht

Zudem hatten die Behörden erklärt, es werde gegen einen weiteren mutmaßlichen Beteiligten ermittelt. Er werde verdächtigt, ein zweites, an dem Unfall beteiligtes Auto gefahren zu haben und vor dem Unfall an dem illegalen Autorennen beteiligt gewesen zu sein.

Die Ermittlungsgruppe „Urban“ geht nach bisherigem Stand davon aus, dass eines der Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit in den Wagen der 23-jährigen Merve K. gerast ist, die gerade von einer Tankstelle auf die Straße fuhr. Ihr Auto wurde gegen Bäume geschleudert. Die Frau und ihre 22 Jahre alte Beifahrerin Selin K. starben noch an der Unfallstelle. Das zweite mutmaßlich beteiligte Auto hatten Ermittler in der Nähe des Unfallortes entdeckt.

Cousin: „Wissen nicht, wohin mit uns“

Die Trauer in den betroffenen Familien ist sehr groß, sie stehen unter Schock und können das Erlebte nicht in Worte fassen. Benan Ergün, ein Cousin eines der beiden Frauen, erklärte gegenüber dem Sender NTV, dass „alles so schnell ging, von heut auf morgen. Wir haben einen Anruf bekommen, dann sind wir schon ins Krankenhaus, doch es war bereits zu spät.“ Die Familie sei am Boden zerstört: „Wir wissen nicht, wohin mit uns, was wir machen sollen und was nicht.“

Rennen kommen immer wieder vor

Auch wenn illegale Autorennen seit 2017 als Straftat gelten, kommen sie immer wieder vor. Nach Angaben des Innenministeriums registrierte die Polizei im Südwesten etwa 2023 mehr als ein Rennen pro Tag – insgesamt 392. Fast die Hälfte der Fälle passierte demnach zwischen Freitagabend und Sonntagabend. Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres wurden 207 Rennen zur Anzeige gebracht – darunter können neben klassischen Autorennen mit mehreren Beteiligten auch sogenannte „Alleinrennen“ und Fluchtfahrten vor der Polizei fallen, so ein Sprecher des Innenministeriums.

Die Zahl der Unfälle, bei denen illegale Rennen als Ursache vermutet werden, liegt bundesweit noch weitaus höher. Eine Umfrage des Magazins „Spiegel“ in den Bundesländern kam für das Jahr 2023 auf 6.187 Verdachtsfälle. Allein in Nordrhein-Westfalen starben im vergangenen Jahr nach Angaben der Polizei 15 Menschen im Zusammenhang mit dem verbotenen Kräftemessen auf den Straßen. Als ein Hotspot für illegale Rennen zählt auch Berlin.

Diese Strafen drohen bei illegalen Autorennen

Bei Rennen und Raserfahrten kommen immer wieder Unbeteiligte zu Schaden. Besonders bekannt ist ein Fall aus dem Jahr 2016, wo sich auf dem Ku’Damm in Berlin zwei Männer ein Rennen geliefert hatten, bei dem ein unbeteiligter Senior starb. Ein Fahrer wurde danach wegen Mordes und der zweite Raser wegen versuchten Mordes verurteilt. Auch im Südwesten gab es schon entsprechende Prozesse. Im vergangenen April wurde etwa ein damals 20 Jahre alter Mann vom Landgericht Heilbronn wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren verurteilt. Er soll mitten in der Heilbronner Innenstadt einen tödlichen Unfall verursacht haben, bei dem ein 42 Jahre alter Vater ums Leben kam.

2019 musste sich ein damals 21-Jähriger in Stuttgart wegen Mordes vor dem Landgericht verantworten. Er hatte bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über einen gemieteten Sportwagen verloren und war mit seinem Auto mit einem Kleinwagen kollidiert, in dessen Trümmern zwei Menschen starben. Verurteilt wurde er am Ende zu fünf Jahren Jugendstrafe wegen Totschlags.

Aber auch für die Teilnahme an Rennen drohen empfindliche Strafen. Seit Oktober 2017 gelten illegale Autorennen als Straftat. Seitdem kann schon die Teilnahme oder die Organisation eines Rennens mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. Werden auch Menschen gefährdet, reicht der Strafrahmen sogar bis zu fünf Jahren Haft. Kommt ein Mensch dabei ums Leben oder wird schwer verletzt, sieht das Gesetz eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft vor. Strafbar ist auch ein „Rennen gegen sich selbst“.

dpa/dtj

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