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Gesellschaft

Nach Feuertod von Kleinkindern: AKP kritisiert Armutsdebatte – Davutoğlu entsetzt

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Özlem Zengin spricht im türkischen Parlament während einer Sitzung zu aktuellen politischen Themen. Foto: AKP
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Der Tod von fünf Geschwistern bei einem Brand in İzmir hat in der Türkei eine hitzige Debatte über Armut entfacht. Während AKP-Politikerin Özlem Zengin finanzielle Not als alleinige Ursache anzweifelt, kritisieren Oppositionspolitiker wie Ahmet Davutoğlu die Haltung der Regierung scharf.

Nach dem tragischen Brand in einer notdürftig ausgebauten Unterkunft in İzmir, bei dem vor wenigen Tagen fünf Geschwister im Alter von einem bis fünf Jahren ums Leben kamen, hat die türkische AKP-Politikerin Özlem Zengin die öffentliche Diskussion über die Ursachen des Unglücks kritisiert. Die Fraktionsvorsitzende erklärte, es sei verfehlt, die Tragödie nur auf finanzielle Not zurückzuführen, und betonte, dass oft auch familiäre Faktoren eine Rolle spielten.

„Sie führen alles auf Geldmangel zurück. Ist finanzielle Not wirklich der Grund für diese Probleme? Nein“, sagte Zengin in ihrer Stellungnahme im türkischen Parlament. Es sei notwendig, zusätzlich zur sozialen Lage auch familiäre Strukturen und weitere Ursachen zu beleuchten, die solche Tragödien beeinflussen könnten.

Zengin fordert gesetzliche Anpassungen im Kinderschutz

Zengin hob hervor, dass das türkische Ministerium für Familie und Soziales bereits versucht habe, die Kinder in staatliche Obhut zu nehmen, um eine ausreichende Betreuung sicherzustellen. Die Familie habe dieses Angebot jedoch abgelehnt, was Zengin als Grund für eine mögliche Anpassung der Kinderschutzgesetze wertet.

Sie forderte, dem Staat in Fällen gefährdeter Kinder „stärkere Handlungsrechte“ einzuräumen. Nur so könne das Wohl von Kindern auch dann gesichert werden, wenn Familien staatliche Unterstützung ablehnten. Die Kinderschutzsysteme müssten auf den Prüfstand und gegebenenfalls reformiert werden, um solche Eingriffe zu erleichtern.

Ex-Premier Davutoğlu kritisiert Zengin emotional

Die Aussagen von Zengin wurden in der Türkei kontrovers aufgenommen. Ahmet Davutoğlu, Vorsitzender der oppositionellen Zukunftspartei und ehemaliger Ministerpräsident, reagierte emotional auf ihre Äußerungen.

„Mussten wir all das unter einer Regierung von Gläubigen erleben?“, sagte er bei der gestrigen Parteisitzung mit Tränen in den Augen an sie gerichtet. Damit kritisierte Davutoğlu das Regierungslager scharf und warf ihm vor, soziale Probleme nicht ernst genug zu nehmen und die Verhältnisse verarmter Familien zu verharmlosen.

Hintergrund: Brand fordert fünf Kinderleben

Der Brand, bei dem die fünf Geschwister – Fadime Nefes (5), Funda Peri (3), Aslan Miraç (3), Masal Işık (3) und Aras Bulut Akcan (1) – ums Leben kamen, ereignete sich am 11. November. Vermutlich durch das Umkippen eines Elektroheizofens ausgelöst, breitete sich das Feuer schnell aus.

Die Mutter der Kinder, die in wirtschaftlicher Not lebt und deren Ehemann in Haft sitzt, gab an, das Haus für etwa 15 bis 20 Minuten verlassen zu haben, um eine ausstehende Zahlung bei einem Schrotthändler einzufordern. Als sie zurückkehrte, stand die Wohnung bereits in Flammen. Für die Kleinen kam jede Hilfe zu spät.