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Kultur/Religion

Nimmt man durch das Fasten eher zu oder ab?

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Nur noch zwei Wochen wird der diesjährige Ramadan andauern. Zeitlos bleiben jedoch Fragen wie die der Rückkehr in die gewohnten Abläufe und die ideale Vorgehensweise, um den Sinn des Fastens nicht zu konterkarieren. (Foto: dha)

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Aus unserem Archiv*

Im Ramadan belohnen sich die Fastenden mit vielen leckeren Gerichten. Jeder, der an Iftars (Feierlichkeiten zum abendlichen Fastenbrechen) teilgenommen hat, weiß, mit wie vielen Speisen der Tisch gedeckt ist. Es ist keinesfalls zu vergleichen mit Art und Umfang der Gerichte, die wir an normalen Tagen essen.

Der Grund dafür ist, dass der Fastende während des Tages Hunger und Appetit auf alles Mögliche bekommt. Ein einfaches Stück Brot erscheint in den Augen des Fastenden als das köstlichste Gericht überhaupt. Waren Sie schon einmal einkaufen, während Sie gefastet haben? Versuchen Sie es lieber zu vermeiden. Man kauft fast den ganzen Laden auf und wenn es soweit ist, kann man doch kaum etwas davon essen.

Obwohl der Fastende nach dem Rat des Propheten nur bescheiden essen soll und so viel, dass man satt wird, aber noch Platz im Magen hat, hat sich die Tradition eingeschlichen, dass große Gerichte und kalorienhaltige Nachspeisen vorbereitet werden. Einige orientalische Nachspeisen gibt es sogar nur an Ramadan. Die Fastenden freuen sich daher unter anderem auf den Ramadan, da sie diesen mit besonderen Spezialitäten, die sie nur einmal im Jahr essen, verbinden. Doch so, wie es sich anhört, führen diese verlockenden Gerichte dazu, dass man trotz Fastens zunimmt. Nimmt man nun im Ramadan also ab oder eher zu?

In der Tat nehmen viele im Ramadan zu. Nichtmuslime, die nicht mit dem Fasten vertraut sind, sind meist empört: „Das ist doch total ungesund, den ganzen Tag nichts zu essen und zu trinken und sich dann den Bauch vollzuschlagen.” Dies stimmt aber nicht, denn Experten zufolge fördert das Fasten die Entspannung des Verdauungssystems. Zwar ist es in der Tat, besonders im Sommer, sehr anstrengend, ohne Trinken auszukommen, doch wenn man nach dem Fastenbrechen das Richtige zu sich nimmt, ist man sofort wieder fit und dieses Gefühl hält bis zum nächsten Tag an. DTJ-ONLINE-Leser Erman Ayyıldız berichtet von seinen Erfahrungen: „Ich merke z.B., dass ich abnehme und dass ich nicht mehr träge oder schlapp bin… Ich arbeite in einem Restaurant, sechs Tage die Woche, esse dort natürlich nicht und trinke nicht. Trotzdem geht es mir besser als den anderen dort.”

Abgenommen? Nicht zu früh freuen!

Bei vielen Menschen unterscheiden sich dieser Prozess und dessen Ergebnis. Während die einen sehr stark zunehmen, nehmen die anderen ab, bewusst und unbewusst. Viele nutzen diese Umstellung des Körpers im Ramadan als vermeintlichen Vorteil, um abzunehmen und andere kombinieren das Fasten sogar mit einer Diät.

Besonders an heißen Sommertagen vergeht sowohl Fastenden als auch Nichtfastenden der Appetit. Man hat eher das Verlangen nach kalten Getränken. Dadurch sind die meisten Fastenden bereits nach einem kleinen Teller Suppe oder Salat satt und essen im Laufe des Abends kaum noch etwas. Selbstverständlich nimmt der Körper bei einer solch geringen Nahrungszufuhr ab. Das Problem hierbei ist, dass man nach dem Ramadan meist das Doppelte wieder zunimmt, da der Körper sich an so wenig Nahrungsaufnahme gewöhnt hat und bei drei Speisen am Tag, die wir an Nicht-Ramadan-Tagen zu uns nehmen, wieder komplett anders reagiert. Der Körper bekommt also nach dem Ramadan mehr Essen als gewohnt und in der Folge nimmt man zu. Daher sollte man diesen Gewichtsverlust nur mit Vorsicht genießen und darauf achten, dem Körper im Laufe des Abends mehrmals mit Essen zu versorgen.

In Saudi-Arabien haben die Menschen eine Erfolg versprechende Routine dafür entwickelt. Das Fastenbrechen beginnen sie mit einem Glas Wasser und einer Dattel. Anschließend machen sie sich auf den Weg zum Abend- (Maghrib-)Gebet. Nach diesem Gebet kommen sie wieder nach Hause und essen eine leichte Suppe oder Salat. Anschließend gehen sie wieder in die Moschee, um das Nacht- (Ischa-)Gebet und das zusätzliche Gebet im Ramadan (Tarawih) zu verrichten.

Erst nachdem alle Gebete verrichtet sind und der Körper bereits etwas Nahrung zu sich genommen hat, beginnen sie mit dem Hauptgericht. Zwar mag man darüber streiten, ob es Sinn macht, dass diese Menschen das Essen so erst zu sehr später Stunde zu sich nehmen und der Köper das Essen im Laufe der Nacht dann nicht mehr verdauen kann, doch diese Annahme ist nicht ganz richtig. Indem man dem Körper nur langsam Nahrung zuführt, hat er die Chance, sich daran zu gewöhnen und alles auf diese Weise doch besser zu verdauen. Da die Saudis oder auch andere Fastende bis zum Morgen wach bleiben, hat der Körper noch einige Stunden Zeit, um das Essen zu verdauen. Allerdings sollte man hier bemerken, dass in Saudi-Arabien die Arbeitszeiten dem Ramadan angepasst werden, daher kann man länger wach bleiben und später zur Arbeit gehen.

Kenzo-Ramadan-Diät

DTJ-ONLINE-Leser Sadık Ikiz nutzt den Ramadan bewusst in Kombination mit einer Diät, und zwar der so genannten Kenzo-Ramadan-Diät. Man solle demnach zwei Stunden vor dem Iftar trainieren gehen, da dies nach dem Essen mit vollem Bauch meist nicht möglich ist. Eine andere Möglichkeit wäre es, zum Fastenbrechen wenig zu essen, trainieren zu gehen und nach dem Training erneut zu essen. Außerdem sollte der Fastende im Laufe des Abends versuchen, 3-5 Liter Wasser zu sich zu nehmen. Auf kalorienhaltige Gerichte wie Börek oder Baklava solle man versuchen zu verzichten.

Gute Kohlenhydrate wie Reis oder Kartoffeln seien in nicht allzu großen Mengen erlaubt. Wichtig sei es hier, zu beachten, dass man im Ramadan unbedingt Kohlenhydrate zu sich nehmen sollte, da diese helfen, das Wasser im Körper zu halten. Zudem sei es wichtig, auf die Größe der Portionen zu achten. Man solle versuchen, im Laufe des Abends eine bestimmte Anzahl an Kalorien zu sich zu nehmen. Die geeignete Kalorienzufuhr kann man sich anhand bestimmter Apps errechnen lassen. Fleisch und Fisch sind Proteine für den Körper und versorgen diesen mit Energie. Gute Fette wie Nüsse, Olivenöl oder Fisch, seien ebenfalls von Vorteil. Doch Ikiz rät den Fastenden, wenn sie sich vor dem Fastenbrechen nicht gut fühlen, erst nach dem Essen trainieren zu gehen und stattdessen zum Fastenbrechen nur leichte Nahrung zu sich zu nehmen.

Tipps, um das Gewicht im Ramadan zu halten

Wer es allerdings nicht so streng halten möchte, keine Zeit oder Kraft hat, im Ramadan Sport zu treiben, aber trotzdem sein Gewicht halten möchte, sollte folgende Tipps ausprobieren:

1. Brecht euer Fasten mit Wasser und Datteln und versucht, auf kohlensäurehaltige Getränke zu verzichten.

2. Beginnt euer Fastenbrechen mit einer Suppe oder, wenn diese euch bei den aktuellen Temperaturen zu warm ist, mit einer kleinen Schüssel Salat.

3. Esst langsam und schlingt nicht alles runter. Macht kurze Pausen zwischen dem Essen. Geht zwischendurch beten und esst nach einer Stunde noch einmal.

4. Esst von dem Hauptgericht, allerdings in Maßen. Ein Stück Fleisch kombiniert mit Salat und etwas Kohlenhydraten, wie Reis, Nudeln oder Kartoffeln, kann in dieser Kombination am besten vom Körper verdaut werden.

5. Versucht beim Zubereiten der Gerichte auf das Frittieren zu verzichten und bereitet das Gericht stattdessen im Ofen zu.

6. Bereitet euch selbst Fruchtgetränke zu. Sie enthalten Energie und wenig Kalorien.

7. Versucht, auf Weißbrot zu verzichten oder esst stattdessen Vollkornbrot.

8. Verzichtet nicht auf Süßigkeiten, doch übertreibt es nicht mit den Mengen. Wer sich den ganzen Tag auf ein Stück Baklava freut, der sollte das auch essen, doch es bei einem Stück belassen. Fehlt eurem Körper immer noch Süßes, so esst Obst, vor allem Wassermelone, da sie gegen den Durst am nächsten Tag hilft.

9. Trinkt im Laufe des Abends 3-5 Liter Wasser.

10. Esst nicht zu wenig, da ihr nach dem Ramadan wieder das Doppelte an Gewicht zulegt.

Zwar ist der Ramadan in zwei Wochen schon wieder vorbei, doch trotzdem werden euch die Tipps helfen, wieder fit in den normalen Alltag zu starten und euren Körper daran zu gewöhnen, wieder etwas mehr und regelmäßiger zu essen.

Ganz gleich ob man ab- oder zugenommen hat, das wichtigste ist, dass man den Monat auch aus religiösen Gesichtspunkten verwertet. Bald ist es ohnehin fast geschafft und man kann seinem Alltag ohne Einschränkungen nachgehen. Und wenn der Ramadan dann vorbei ist, so sieht man ihm mit einem weinenden und einem lächelnden Auge hinterher, denn wer mag den Zauber des Ramadan nicht…?!

Dieser Artikel erschien am 21. Juli 2014 zum ersten Mal.