Panorama
Skandal bei Köfteci Yusuf? Offenbar Schweinefleisch in Tests entdeckt
Es wäre ein nationaler Skandal in der konservativen und mit überwältigender Mehrheit muslimischen Türkei: Köfteci Yusuf, eine der größten Restaurantketten des Landes, hat den Türken womöglich massenhaft Schweinefleisch serviert, wie ein Bericht von T24 offenlegte. Was ist dran an den Gerüchten?
Laut zwei im Februar und März erstellten Prüfberichten des türkischen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft soll in den Produkten des bekannten Fleischwarenherstellers Köfteci Yusuf Schweinefleisch gefunden worden sein. Bei den Kontrollen des Ministeriums wurden Proben von zwei Filialen von Köfteci Yusuf entnommen.
Laut Webseite verfügt Köfteci Yusuf landesweit über 278 Filialen. Bei den Kontrollen konnte in den Proben weder Fleisch von Eseln oder Pferden, noch von Geflügel nachgewiesen werden. In beiden Fällen wurde jedoch Schweinefleisch festgestellt. Die Berichte datieren auf den 27. Februar und den 7. März. Unklar bleibt, ob das Unternehmen gegen die Testergebnisse Einspruch eingelegt hat.
Gerüchte und Medienberichte wurden ignoriert
Das Ministerium veröffentlichte kürzlich eine Liste von Lebensmitteln, die durch Fälschung aufgefallen sind. In diesem Zusammenhang wurde bekannt, dass in Produkten eines Catering-Unternehmens in der kleinen Stadt Düzce Schweinefleisch gefunden wurde. Auch mehrere bekannte Bäckereien gerieten nach Vorwürfen in den Fokus, wonach ihre Produkte der Deklaration zuwider aus Geflügel- und Innereienfleisch bestehen.
In Social Media verbreiteten sich Spekulationen darüber, dass die Fleischprodukte mit Schweinefleischspuren von Köfteci Yusuf stammen. Mehrere Journalisten deuteten in ihren Beiträgen auf die Gerüchte über dieses Unternehmen hin. Dennoch wurde der Name von Köfteci Yusuf in der offiziellen Liste des Ministeriums zunächst nicht erwähnt.
Köfteci Yusuf: Rechtliche Schritte zur Geheimhaltung?
Es wird spekuliert, dass Köfteci Yusuf bereits vor der Bekanntgabe durch das Ministerium rechtliche Schritte eingeleitet und eine einstweilige Verfügung erwirkt hat, um die Veröffentlichung des Markennamens zu verhindern. Eine gerichtliche Bestätigung oder ein offizielles Statement seitens des Unternehmens oder des Ministeriums liegt bislang jedoch nicht vor.
Dieser Schritt ist als typische PR-Maßnahme für große Unternehmen üblich. Dennoch bleibt die Frage, seit wann die türkische Bevölkerung unwissend Schweinefleisch verzehrt hat. Das Verbot von Schweinefleisch für Muslime ist explizit im Koran festgelegt. Eine Regel, die von streng religiösen wie weniger religiösen Muslimen größtenteils befolgt wird.
Erst Funkstille, dann Stellungnahme
Nach einem Bericht der Journalistin Leyla Aydoğan von der Zeitung „Gazete Pencere“ war Ali Uslu, Anwalt von Köfteci Yusuf, nicht bereit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Er erklärte, keine Informationen zu haben und daher keine Aussagen machen zu können. Doch durch den wachsenden Druck in der türkischen Öffentlichkeit, scheint sich nun doch einiges zu regen.
Köfteci Yusuf veröffentlichte am Donnerstag diese Erklärung: „In unseren Produkten wurde niemals Schweinefleisch verwendet. Am 15.02.2024 wurden aus unserer Filiale in Ankara Çankaya Proben von Döner entnommen, die am 27.02.2024 analysiert wurden. Eine weitere Probe wurde am 29.02.2024 in unserer Filiale in Ankara Etimesgut genommen und am 07.03.2024 analysiert. Bei beiden Tests wurden keine Referenzproben von den rohen Produkten genommen, obwohl dies möglich gewesen wäre. Da wir zentral produzieren, hätte ein solches Problem alle Filialen betreffen müssen. Die Testergebnisse wurden uns verspätet mitgeteilt, was die Rückverfolgbarkeit erschwert hat.
Bei Kontrollen in unserer Produktionsstätte wurden keine Verstöße festgestellt, im Gegenteil, unsere Hygienestandards wurden bestätigt. Es ist für ein Unternehmen unserer Größe unvorstellbar, ein solches Risiko einzugehen. Wir vermuten, dass die Testergebnisse durch externe Faktoren oder durch die angewendeten Testmethoden verfälscht wurden. Eine vom Staatsanwalt entnommene Probe derselben Charge ergab keine Beanstandungen.“
Das Unternehmen betonte weiter, dass es sich in einem rechtlichen Verfahren befindet und die Untersuchungsergebnisse nach Abschluss der Prozesse offenlegen wird. Kunden und Öffentlichkeit werden um Geduld gebeten, es wird versichert, dass man mit aller Kraft daran arbeite, diesen „dunklen Plan“ aufzudecken.
Auch Firmeninhaber meldet sich zu Wort und bestreitet die Vorwürfe
In einem Interview äußerte sich Öztürk Akkaş, Besitzer von Köfteci Yusuf, ebenfalls zu den Vorwürfen. Im Interview mit Journalist Saygı Öztürk erklärt Akkaş: „Ich verstehe nicht, was mir zugestoßen ist. Ich habe den Vorfall der Justiz gemeldet, aber mir fehlt politische Macht; ich bin jemand, der sich nur auf seine Arbeit und seinen Lebensunterhalt konzentriert“, so der erfolgreiche Unternehmer.
Sein Betrieb habe landesweit 278 Zweigstellen, in denen 12.000 Menschen arbeiten würden. Über 700 Lebensmittelingenieure und Tierärzte seien bei Köfteci Yusuf beschäftigt. „Selbst wenn jemand so etwas versuchen wollte, wäre dies also unmöglich“, so Akkaş. Er werde nicht zulassen, dass seine 12.000 Mitarbeiter in Verruf geraten. „Ich werde alles tun, um diese Angelegenheit so schnell wie möglich aufzuklären. Böse Menschen mögen schlauer sein, aber am Ende gewinnen immer die Guten.“