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Menschenrechte

Tod türkisch-amerikanischer Aktivistin: Israel rechtfertigt Erschießung

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Nablus: Zwei Mitstreiterinnen von Ayşenur Ezgi Eygi, die von israelischen Soldaten erschossen wurde, als sie an einer Anti-Siedlungs-Demonstration im Westjordanland teilnahm, tragen während eines Trauerzuges Plakate mit ihrem Namen und ihrem Porträt. Foto: Nasser Nasser/AP/dpa
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Der Tod der türkisch-amerikanischen Aktivistin Ayşenur Ezgi Eygi durch israelische Soldaten im Westjordanland hat internationale Reaktionen ausgelöst.

Israel führt derzeit nicht nur einen Krieg im Gazastreifen, es weitet auch seine Kontrolle im Westjordanland aus. Dort wurde am vergangenen Freitag die türkisch-amerikanische Aktivistin Ayşenur Ezgi Eygi von israelischen Soldaten erschossen, wie palästinensische Behörden erklärten. Eygi, die sich gegen die israelische Besatzung engagierte, sei während einer Protestaktion in Beita nahe Nablus gestorben.

Laut einem Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa hatte die Aktivistin in dem Ort Beita südlich von Nablus an einem wöchentlichen Protest gegen die Ausweitung einer Siedlung teilgenommen. Berichten zufolge geht es um den Außenposten Eviatar. Außenposten sind improvisierte Siedlungen, die etwa aus Wohnwagen bestehen. Auch nach israelischem Gesetz sind sie illegal, werden aber gelegentlich rückwirkend legalisiert. Israelische Einsatzkräfte hätten scharfe Munition, Blendgranaten und Tränengas eingesetzt, um die Demonstration aufzulösen, hieß es in dem Wafa-Bericht.

Israels Armee teilte mit, es habe in der Gegend eine „gewalttätige Aktivität“ gegeben. Israelische Einsatzkräfte hätten auf die Person, die diese hauptsächlich angestiftet habe, gefeuert. Die Person habe Steine geworfen und die israelischen Sicherheitskräfte bedroht, hieß es in einer Mitteilung des Militärs weiter. Ob es sich dabei um die Eygi handelte, war zunächst unklar. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.

Internationale Reaktionen

Ihr Tod hat jedenfalls sowohl in der Türkei als auch international Empörung ausgelöst. Der mit Palästinenserflaggen bedeckte Leichnam Eygis wurde am Wochenende in Nablus mit Slogans und begleitet von einer Menschenmenge, darunter internationalen Solidaritätsaktivisten und lokalen Vertretern, durch die Straßen getragen. Palästinensische Sicherheitskräfte waren ebenfalls anwesend. Die Aktivistin soll aber in der Türkei beigesetzt werden.

Das türkische Außenministerium verurteilte den „von der Netanjahu-Regierung begangenen Mord“. Israelische Behörden, die Verbrechen gegen die Menschlichkeit begingen, und alle, die sie bedingungslos unterstützten, würden vor internationalen Gerichten zur Rechenschaft gezogen, hieß es. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sprach von einer „barbarischen“ Reaktion Israels und forderte ein „Ende der Besatzungs- und Völkermordpolitik“.

Gewalt extremistischer israelischer Siedler im Westjordanland nimmt zu

Das US-Außenministerium äußerte sich besorgt und betonte, dass Informationen zum Vorfall gesammelt würden. Der Sprecher Matthew Miller drückte sein Mitgefühl aus und versicherte, dass die Sicherheit der US-Bürger oberste Priorität habe. Die Vereinten Nationen forderten eine umfassende Untersuchung des Vorfalls und das Zurücktreten der Verantwortlichen. UN-Sprecher Stephane Dujarric betonte, dass Zivilisten unter allen Umständen geschützt werden müssten.

Die Lage im Westjordanland hat sich seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 deutlich verschärft. Seitdem wurden bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Westjordanland mehr als 660 Palästinenser getötet. Zugleich hat auch die Gewalt extremistischer israelischer Siedler im besetzten Westjordanland zugenommen.

dtj/dpa

Anmerkung: In einer ersten Version des Artikels hieß es, dass Eygi in Nablus beerdigt werden solle. Diesen Fehler bitten wir zu entschuldigen.