Politik
Warum die türkische Regierung die Nutzung von Kreditkarten einschränkt
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Die türkische Lira steckt weiter in der Krise. Seit Ende 2021 verlor sie die Hälfte ihres Wertes zum US-Dollar. Und noch schlimmer wiegt: Die Zentralbank in Ankara befürchtet eine Inflation von 58 Prozent. Erst kürzlich hatte sie die Prognose mehr als verdoppelt. Um die Währung zu stabilisieren, greift die neue Präsidentin der Nationalbank, Hafize Gaye Erkan, nun zu drastischen Mitteln.
Sie schränkt die Nutzung von Kreditkarten für Auslandsreisen empfindlich ein. Ratenzahlungen für die Buchung von Flügen und Unterkünften sollen nicht mehr möglich sein. Die Maßnahme soll die Finanzstabilität der Türkei stärken, erklärte die Behörde die unkonventionelle Maßnahme. Das Ziel: Der Abfluss von Devisen ins Ausland soll ausgebremst werden.
Immer mehr Türken geben ihr Geld im Ausland aus
Ein Blick in die Statistik zeigt: Immer mehr Türken geben immer mehr Geld im Ausland aus. Die Ausgaben waren in der ersten Jahreshälfte sprunghaft auf 2,9 Milliarden Euro angestiegen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einen Wachstum von 84 Prozent.
Reiseveranstalter befürchten nun einen Einbruch ihres Geschätfts. Schließlich gibt es aufgrund der schlechten Wirtschaftslage im Land immer weniger Menschen, die eine Reise komplett vorab bezahlen können. Die Konsequenz könnten drastisch weniger türkische Auslandsreisende sein.
Verringert Hafize Gaye Erkan so allerdings den Abfluss von Kapital ins Ausland könnte der Kurs der Landeswährung Lira stabilisiert werden. Die kurzfristige Folge sind allerdings verärgerte Urlauber – und einbrechende Aktienkurse türkischer Reiseveranstalter und Fluglinien. Kurze Zeit nach der Verkündung der Nationalbank gaben die Papiere von Turkish Airlines um 1,3 Prozent nach, bei der Fluggesellschaft Pegasus fielen sie sogar um 2,3 Prozent.